Capacity expansion
Capacity Expansion
Afrika 2.0 – Zukunftsmärkte erschließen
Nur wenige deutsche Unternehmen trauen sich derzeit ein Engagement in Afrika zu. Zu schlecht ist noch immer das Image des schwarzen Kontinents. Schaut man genauer hin, so erkennt man schnell die enorm wachsenden Volkswirtschaften in zahlreichen afrikanischen Ländern. Man entdeckt, dass dort Märkte entstehen, die gerade für deutsche Unternehmen interessant und vielversprechend sind.
Wer in Afrika Erfolg haben will, muss sich auf dem Kontinent auskennen. Afrika, seine Länder, seine Menschen, seine Geschichte und die damit verbundenen Mentalitäten sind genauso vielfältig wie bei uns in Europa. Oft scheitern gute und erfolgversprechende Projekte, weil die Mitarbeitenden der Unternehmen zu wenig über die Zielländer und ihre Kultur wissen. Vor Ort in Afrika kommt es dann zu Problemen, weil sie mit dem Alltag und der Lebenswirklichkeit überfordert sind.
Hier setzen wir an:
Wir bieten Ihnen und Ihren Mitarbeitenden gezielt bedarfsorientierte, länderspezifische Vorbereitungen durch Experten, die mit den Zielländern intensiv vertraut sind.
Und um Ihnen auch vor Ort den Einstieg in das afrikanische Alltagsleben zu erleichtern, bieten wir während der Startphase eine individuelle Begleitung durch qualifizierte einheimische Ansprechpartner.
Unsere Partnerschaft mit SIDI
SIDI, Solidarité Internationale pour le Développement et l'Investissement – Internationale Gesellschaft für Entwicklung und Gesellschaft, ist ein Social Business und ist als solches in Frankreich offiziell anerkannt. 1983 durch die französische NGO CCFD-Terre Solidaire gegründet, bemüht sich SIDI einen Beitrag zu einer integrativen Wirtschaft zu leisten, die Menschen in ärmeren Ländern in Afrika und Südamerika Chancen bereitet.
Kairos-Partner ist der offizielle Repräsentant und Ansprechpartner von SIDI in Deutschland. Wir setzen uns für SIDI ein, berichten über Projekte und Fortschritte der entwicklungsfördernden Arbeit von SIDI in Afrika und Südamerika und leiten Interessenten in Deutschland an die französische Stelle weiter.
SIDI arbeitet für eine integrative Wirtschaft, um in ärmeren Teilen der Welt wirtschaftliche Impulse für ein stärkeres Netzwerk lokaler Akteure und mehr Wirtschaftswachstum zu setzen. Zum Beispiel:
Mikrofinanzinstitute (MFIs), die Bankdienstleistungen anbieten, wo diese oft zu wenig oder gar nicht vorhanden sind,
Erzeugerorganisationen (Producers' Organisations – POs), die sich dafür einsetzen den Profit für kleinere Bauern durch Gemeinschaften zu erhöhen,
Community-basierte Finanzierung durch technische und/oder finanzielle Unterstützung für stärkere Partner und Kunden in den Projektländern.
Als Kunden in Deutschland können Sie jetzt auch in SIDI Aktien oder den Investmentfond "Faim & Développement" investieren. Beide sind von Finansol anerkannt, die die Solidarität und Transparenz von Anlageprodukten seit 1997 garantiert.
Wenn Sie auch bei SIDI investieren möchten, müssen Sie sich direkt an SIDI wenden. Wir sind aktiv, um SIDI in Deutschland bekannt zu machen, also Werbung zu betreiben ( siehe Disclaimer unten). Bevor Sie Kontakt zu SIDI aufnehmen, ist es natürlich möglich, sich hier bereits vorab zu informieren. Wir halten an dieser Stelle ein Exemplar des originalen Mitgliedsantrags vor und eine übersetzte Lesehilfe auf deutsch: französische Original (bulletin de souscription) und eine nicht rechtlich bindende Übersetzung zur Lesehilfe des Originals.
Zwischen Pest und Paradies - Wie SIDI Entwicklung auf Madagaskar fördert …
Im November 2018 war Reinhard Micheel für Kairos Partner im Auftrag der französischen Organisation SIDI zwei Wochen auf Madagaskar unterwegs. Dort besuchte er verschiedene Partner und Projekte von SIDI. Während seiner langjährigen Tätigkeit als Geschäftsführer der NGO Aktion Canchanabury in Bochum hatte er sich angewöhnt, deren Freunde und Förderer von seinen zahlreichen Afrikareisen möglichst "live" zu berichten. Diese sehr direkte und authentische Form der Berichterstattung setzte er nun auch für Kairos Partner bei seiner Madagaskar-Reise fort. Lesen Sie hier seine Live-Berichte „Zwischen Pest und Paradies“:
Prolog
Piraten, Handelsschiffe unter vollen Segeln, Vanille, Pfeffer, traumhafte Strände und Buchten, eine exotische Pflanzen- und Tierwelt sowie Sonne satt – das wären meine Assoziationen gewesen, wenn man mich vor einem Jahr nach Madagaskar gefragt hätte. Halt, da gibt es noch etwas! Der alte Gassenhauer „Wir lagen vor Madagaskar und hatten die Pest an Bord …“, den wir früher immer im Zeltlager am Lagerfeuer gesungen haben. Aber sonst???
Okay, es gab noch zwei weitere Begegnungen mit der Insel, eine eher unangenehme und eine pädagogische im Rahmen der Aufzucht unseres Nachwuchses. Bei ersterer habe ich mir seinerzeit einen fetten Rüffel meiner afrikanischen Partner bei der Aktion Canchanabury – meinem alten Arbeitgeber – eingefangen. Ich hatte bei der grafischen Darstellung Afrikas für unsere Website vergessen Madagaskar einzuzeichnen. Böse Falle! Denn da verstehen die Afrikaner keinen Spaß. Echt peinlich!
Die viertgrößte Insel der Welt
Die zweite Begegnung hatte auch etwas mit einer Landkarte zu tun. Die beste Ehefrau von allen hatte anlässlich einer Schatzsuche beim Kindergeburtstag unseres Zweitgeborenen die Karte Madagaskars als Vorlage für eine Schatzkarte verwendet. Die dort abgebildete Insel hieß dann allerdings „Madagoyskar“, da wir seinerzeit in der Goystraße in Bochum wohnten. Tja, das war bis jetzt mein Erkenntnisstand zum Thema Madagaskar! Echt nicht viel, oder geht’s Ihnen und euch etwa anders?
Jetzt werde ich in den nächsten zwei Wochen also Gelegenheit erhalten, die viertgrößte Insel der Welt kennenzulernen. Nicht als Tourist, sondern ich werde die Chance haben, etwas intensiver hinter die Kulissen zu schauen. Für „Kairos Partner“ werde ich im Auftrag der französischen Organisation SIDI (Solidarité Internationale pour le Développement and l’Investissement) verschiedene Programme und lokale Partner besuchen, die von SIDI gefördert und unterstützt werden.
Nur Platz 170 von 175
Wofür SIDI steht und wie SIDI im Rahmen der Armutsbekämpfung konkret arbeitet, wollen wir in den kommenden zwei Wochen am Beispiel Madagaskar herausfinden. Denn trotz aller tropischen Schönheit und vielfältiger Ressourcen gehört das Land zu den 10 ärmsten der Welt. Beim letzten Weltarmut-Index landete Madagaskar auf Platz 170 von 175 Ländern.
Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, was mich dort erwartet! Ich bin schon recht viel in Afrika unterwegs gewesen. Doch meine mittlerweile 59. Afrikareise verspricht auch eine der spannendsten und interessantesten zu werden. Denn obwohl Madagaskar zu Afrika gehört, ist es irgendwie ganz anders. Also, auf geht’s!
Samstag, 17.11.2018
Im Reisebüro meines Vertrauens, bei dem ich seit vielen Jahren normalerweise meine Afrikaflüge buche, steht aufgrund langjähriger schlechter Erfahrungen und anschließender, langer Auseinandersetzungen im Kundenkonto der Hinweis „Will möglichst nicht mit Air France fliegen!“ Und mit welcher Airline fliege ich diesmal: Air France! Tja, wenn man mit Franzosen zusammenarbeitet und die obendrein die Flugkosten zahlen, kommt man wohl nicht drum herum. Entsprechend „vorurteilsfrei“ gehe ich jetzt an die Transportfrage dieser Reise heran!
By the way: Ich habe übrigens einen Reisegefährten! Moritz Dammann ist Filmemacher und Kameramann. Er wird für uns kleine Dokumentationen und Video-Clips der Reise für verschiedene Social-Media-Kanäle produzieren. Moritz ist für mich kein Unbekannter. Als Marathonläufer startet er schon eine Weile für das Marathon-Team „Wir laufen für Aids-Waisen“ der Aktion Canchanabury. Beim Stadtwerke Halbmarathon Bochum war er in diesem Jahr übrigens unser Schnellster und belegte Platz 7 in der Gesamtwertung. Und Babysitter muss ich bei ihm nicht spielen, denn er ist aufgrund seiner Erfahrungen aus dem Kongo und dem Senegal recht „geländegängig“.
Ein langer Ritt
Der heutige Flug wird ein recht langer Ritt. Zunächst geht’s um 6:45 Uhr (Nicht unbedingt eine rentnerkompatible Uhrzeit) von Düsseldorf nach Paris. Von dort sind es noch einmal fast 11 Stunden nach Antananarivo, der Hauptstadt Madagaskars. Dort landen wir um 23:35 Uhr Ortszeit. Ich brauche einige Zeit, um nach dem langen Flug überhaupt wieder aufrecht gehen zu können. Wie immer war die Sitzreihung bei Air France in der Economy-Class für Reisende meiner Körpergröße nicht unbedingt gesundheitsfördernd. Ansonsten gab’s diesmal eigentlich nichts zu meckern. Ich konnte also nichts zur Pflege meiner Vorurteile beisteuern.
Beim Aussteigen erwartet uns abendliche Kühle. Gut, dass ich doch eine Fleecejacke eingepackt habe. Es muss wohl bis gerade heftig geregnet haben. Überall auf dem Rollfeld stehen große Pfützen. Die haben hier jetzt Sommeranfang, und der ist mit der Regenzeit verbunden. Es regnet jetzt fast täglich, meist im späten Nachmittag bis in die Nacht hinein. Morgens strahlt dann wieder die Sonne.
Zu viele Vordrängler
Die Einreise gestaltet sich recht unproblematisch. Das fehlende Visum gibt’s ohne lange Wartezeit für 35,00 Euro. Lediglich beim Zoll stockt es etwas. Es gibt zu viele „Vordrängler“, die von einheimischen Polizisten, Zollbeamten und Gepäckträgern gegen ein kleines Entgelt an der Warteschlange vorbei zur Gepäckkontrolle geschleust werden. Unter den „normal Anstehenden“ macht sich nach und nach deutlicher Unmut breit.
Kontrolliert wird übrigens afrikanisch unkonventionell! Der Stuhl vor dem Kontrollbildschirm der Gepäckdurchleuchtung bleibt mehrere Minuten unbesetzt, während ein Koffer nach dem anderen über das Band durch den Scanner wandert!? Die danebenstehenden Beamten orientieren sich wohl mehr am optischen Eindruck eines Gepäckstückes, wenn sie jemanden herauswinken, um es zu kontrollieren. Moritz hat schon Sorge, dass sie zu großes Interesse an seiner Filmausrüstung zeigen und dabei die Drohne für die Luftaufnahmen entdecken könnten. Uff, geschafft! Wir werden einfach durchgewunden.
Vorsicht vor „hilfreichen“ Händen
Vor der Ankunftshalle soll uns ein Fahrer unseres Hotels „Chez Aina“ erwarten. Zunächst entdecken wir ihn vor lauter hochgehaltenen Schildern mit Namen von Reisenden nicht. Moritz macht sich auf die Suche nach dem Abholer und ich passe auf unser Gepäck auf, nach dem sich viele „hilfreiche“ Hände ausstrecken! Nachdem Moritz ihn endlich unter den Wartenden entdeckt hat und alles verladen ist, gibt unser Fahrer richtig Gas. Er driftet um so manche Kurve, ohne zu wissen, ob uns da nicht eventuell ein unbeleuchteter Verkehrsteilnehmer entgegenkommt. Das wäre bei Nachtfahrten – wie in fast allen afrikanischen Ländern – nicht ungewöhnlich.
Eigentlich bin ich hundemüde, aber mit seinem unorthodoxen Fahrstil sorgt er dafür, dass mein Adrenalin-Spiegel minütlich steigt und ich wieder hellwach bin. Zum Glück, aber auch zu unserer Verwunderung – schließlich sind wir in einer Millionenstadt – ist außer einigen Hunden fast niemand in den Straßen zu entdecken. Obwohl es Samstagabend ist, liegen die Straßen wie ausgestorben da. Die Hunde scheinen unseren Fahrer bereits zu kennen. Blitzschnell rennen die meisten davon, einige humpeln hinterher. Sie haben das mit dem schnellen Wegrennen wohl irgendwann mal nicht mehr rechtzeitig geschafft.
Ein erstes kleines Paradies
Unsere Unterkunft liegt in einer sehr engen Seitengasse, bei der man besser vorher die Seitenspiegel einklappt. Die Zugänge zur Gasse sind auf beiden Seiten durch schwere Gittertore versperrt, die bewacht werden. Ich mache mir erste Gedanken zur Sicherheitslage und Kriminalität in Antananarivo. Das Hotel selbst ist nochmals mit einem dicken Stahltor gesichert. Wir müssen mehrmals klingeln, bis der Nachtportier endlich wach ist und uns hereinlässt.
Das Hotel ist ein älteres Gebäude und liegt in einem wunderschönen Garten mit allen möglichen tropischen Blumen und Pflanzen. Überall gibt es kleine, lauschige Sitzecken. Die eigentliche Offenbarung aber sind die Zimmer. Jedes ist anders eingerichtet. Die Besitzerin hat sich viel Mühe gegeben und diese mit viel Liebe zum Detail individuell gestaltet. Es ist zwar kein Luxushotel, aber wir fühlen uns sofort pudelwohl.
„Drei Pferde Bier“ schmeckt
Bevor es gegen 2:00 Uhr dann endlich ins Bett geht, genehmige ich mir nach meiner, seit vielen Jahren bewährten Malaria-Prophylaxe (Johnny Walker Red Label) auch eine erste Flasche der lokalen Biermarke „Drei Pferde Bier“ (Three Horses Beer). Schmeckt! Beruhigt lege ich mich in mein bequemes Bett unter ein großes und augenscheinlich intaktes Moskitonetz … und bin innerhalb von Sekunden weg!!!
Sonntag, 18.11.2018
Als ich wach werde, weiß ich zunächst überhaupt nicht, wo ich bin. Der Schlaf war fast komatös. Erst als ich das Fenster öffne, die Sonne mir ins Gesicht scheint, ich in den wunderschönen Garten schaue und den betörenden Duft der Blumen wahrnehme, weiß ich es wieder: Na klar, Madagaskar!
Nach einem Frühstück auf der Terrasse vor unseren Zimmern wollen wir uns aufmachen zu unserem ersten Termin mit Dominique Lesaffre, dem Boss von SIDI - unserem Auftraggeber. Der hält sich schon seit einigen Tagen in Tana, wie man Antananarivo abgekürzt nennt, zum Treffen des Verwaltungsrates der SIPEM-Bank auf. Dazu später mehr!
Hier fahren noch R4
Als wir uns – beladen mit Moritz Filmausrüstung – auf den Weg machen wollen, rät uns die Hotelchefin Aina dringend davon ab. Es sei zwar nur ein verhältnismäßig kurzer Fußweg, doch wir sollten doch besser ein Taxi nehmen. Das sei wegen unserer wertvollen Ausrüstung auf alle Fälle angeraten. Sie schickt den Hotelboy los, uns einen fahrbaren Untersatz zu besorgen.
Der mehr oder weniger fahrbare Untersatz, den er auftreiben kann, ist ein uralter, klappriger Renault R4. Der schafft die vielen Steigungen hier in Tana nur mit Mühe. Sobald es bergab geht, schaltet unserer freundlicher, im schicken Anzug gekleideter Taxifahrer immer den Motor aus – wohl um Sprit zu sparen!? Der Verkehr ist am heutigen Sonntag recht moderat. Dies sei aber auch nur an Wochenenden so. Werktags würde die Stadt immer im Verkehrschaos versinken, versichert uns grinsend unser Fahrer.
Eine weise Entscheidung
Als wir am Hotel Ribaudière ankommen, sind Moritz und ich fest davon überzeugt, dass es eine sehr gute und weise Entscheidung war, ein Taxi zu nehmen. In dem Gewirr von Straßen, Gassen und schmalen Wegen hätten wir uns garantiert hoffnungslos verirrt. Und ob Moritz dann noch im Besitz seines Filmequipments gewesen wäre, darf zumindest stark angezweifelt werden. Obwohl scheinbar alle hier sonntags die Kirchen der verschiedenen Bekenntnisse besuchen – die ganze Stadt klingt nach Chorgesang und Orgelspiel – kann man nicht unbedingt sicher sein, dass sich alle hier an die 10 Gebote halten, von denen eines läutert „Du soll nicht begehren deines Nächsten Hab und Gut!“.
Jetzt wird’s dienstlich! Dominique erwartet uns bereits. Bei einem Café au Lait besprechen wir den weiteren Ablauf unseres Aufenthaltes. Er hat extra einen Guide für uns engagiert, der uns in den kommenden Tagen begleiten wird. Er selbst muss morgen Abend wieder zurück nach Frankreich und Ende der Woche bereits weiter nach Palästina. Er ist halt ein viel beschäftigter Mann!
Aber was ist denn nun SIDI?
Heute hat sich Dominique einen ganzen Tag Zeit genommen, um uns ins Thema SIDI einzuführen und warum er ausgerechnet Madagaskar als Beispielland dafür ausgewählt hat. Es wird ein spannender und äußerst interessanter Tag. Denn eines kann Dominique! Er kann begeisternd erzählen und ist dabei sehr überzeugend. Man merkt ihm deutlich an, dass er für SIDI und dessen Ziele brennt. Ja, aber was ist denn nun SIDI?
Wenn ich es ganz kurz und knapp beschreiben soll: SIDI ist eine Art soziale Aktiengesellschaft, bei der man Anteile (Aktien) zeichnen kann, für die übrigens keine Dividenden gezahlt werden. Mit dem eingezahlten Kapital (aktuell 24,5 Mio. Euro) unterstützt SIDI Partner in Afrika, Lateinamerika und weltweit, die sich für die wirtschaftliche, gesellschaftliche und soziale Entwicklung ihrer Länder einsetzen, in dem sie besonders die Teile der Bevölkerung fördern, die ansonsten keinen Zugang zu den Finanz- und Kreditmärkten haben. SIDI tut dies durch
• den Aufbau und die Beteiligung an Mikrofinanzinstituten in Ländern, wo diese nur wenig oder gar nicht vorhanden sind.
• die Unterstützung beim Aufbau von Erzeugerorganisationen (Producers Organizations – POs), die den Ertrag für Kleinbauern durch Gemeinschaften erhöhen wollen.
• Gemeinwesen-basierte Finanzierung durch technische und/oder finanzielle Unterstützung für stärkere Partner und Kunden in den Projektländern.
Aktien ohne Dividende
Das ist jetzt doch etwas länger geworden als beabsichtigt. Aber eigentlich wüsste ich noch viel mehr über SIDI zu berichten. Aber lassen wir das an dieser Stelle, denn letztlich dreht sich ja unsere gesamte Reise um SIDI. Und es wird noch genug Gelegenheiten geben, über weitere Aspekte und Inhalte der Arbeit von SIDI zu berichten. Nur eines muss ich noch loswerden: Die bei SIDI gezeichneten Anteile (pro Stück 152 Euro) werden auf Wunsch jederzeit zum vollen Erwerbspreis zurückgezahlt. Komischer Anteilspreis, oder?! Die 152 Euro entsprechen dem Umrechnungskurs von ehemals 1.000 französischen Francs. SIDI wurde bereits 1983 von der französischen NRO „CCFD-Terre Solidaire“ – dem Gegenstück zur deutschen NRO „Misereor“ – gegründet.
SIDI hat 2.500 sogenannte Solidaritäts-Sparer, 1.891 Aktionäre und hat 21,8 Mio. Euro und 2.355 Beratungstage in die 1.094 Partner in 36 Ländern investiert (Zahlen von 2016). Wenn Dominique das jetzt liest und das wird er, denn sein Deutsch ist recht gut, wird er mir sicher sofort schreiben, um mir mitzuteilen, was ich alles Wichtige vergessen habe zu erwähnen. Geduld, mein Junge! Wir sind ja gerade den ersten Tag hier und haben erst angefangen, SIDI und seine Partner hier in Madagaskar kennenzulernen! Moritz kommt heute ebenfalls zu seinem ersten Einsatz. Er zeichnet ein Interview mit Dominique auf, dass ich mit unserem französischen Freund führe.
Ein einsamer Weltrekord
Um 16:00 Uhr taucht auch unser Begleiter für die Tour durchs Land auf: Charlot Razakaharivelo! Vergessen wir sofort einmal den Nachnamen, den kann sich sowieso keiner merken. Ähnlich wie den des Ministerpräsidenten Heri Rajaonarimampianinas. Damit hält Madagaskar einen einsamen Weltrekord. Es gibt weltweit keinen Regierungschef mit einem längeren Familiennamen! Charlot jedenfalls ist ein echt netter und obendrein sehr kompetenter Kerl, der auf der ganzen Insel vernetzt ist. Dominique hat in extra für die Dauer unserer Reise engagiert, da er alle SIDI-Partner persönlich kennt. Moritz und ich freuen uns auf die Tour mit Charlot.
Nach fast acht Stunden mit vielen neuen Infos und Details zu SIDI brummt uns allmählich der Schädel und bei mir fordert das fortschreitende Alter doch allmählich seinen Tribut. Mir fallen immer öfter die Augen zu und mir fehlt die nötige Konzentration, um noch weitere Informationen aufzunehmen. Meine Kollegen haben ein Einsehen und machen für heute Feierabend. Auf der Rückfahrt zum Hotel machen wir noch Halt auf einem Berg in der Nähe des ehemaligen Königspalastes. Von dort hat man einen fantastischen Blick über Antananarivo. Moritz will die Kamera nicht mehr aus der Hand legen, so viele tolle Motive bieten sich ihm.
Da hilft nur Ohropax
Kaum sind wir im Hotel angekommen und haben uns nach einem kurzen Gute-Nacht-Trunk zu Bett begeben, setzt der unvermeidliche Regen ein! Und wenn es hier regnet, bekommt man schnell einen Eindruck davon, was Starkregen wirklich bedeuten kann. Es ist so laut, dass man im Zimmer kaum sein eigenes Wort verstehen kann. Da so schnell kein Ende des Geprassels in Sicht zu sein scheint, stecke ich mir Ohropax in die Ohren und gleite nach einigen Minuten in das Reich der Träume, die ich lieber für mich behalte und die nicht Gegenstand der Live-Berichte sein sollen.
Bonne nuit!
Ihr/Euer
Reinhard Micheel
Montag, 19.11.2018
Am Morgen habe ich meine erste Begegnung mit der einheimischen Fauna. Eine riesige Schildkröte kriecht quer über unsere Terrasse. So ein großes Ding habe ich zuletzt vor einigen Jahren im Bochumer Tierpark gesehen. Die Schildkröte nimmt von uns keinerlei Notiz. In aller Ruhe und im Zeitlupentempo bewegt sie sich Richtung Küche. Dort trifft sie dann ihren noch größeren Kollegen. Der ist schon eifrig dabei, die vom Personal bereitgelegten Salatblätter zu verschlingen. Es muss ein Männchen sein, denn diese Art der Nahrungsaufnahme gibt es – soweit mir bekannt ist – nur beim männlichen Teil der „Weltbevölkerung“.
Kein sicherer Weg für Vazahas
Charlot wollte uns um halb acht abholen. Das klappt aber erwartungsgemäß nicht so ganz, denn er muss dafür quer durch die Stadt. Montagvormittags ist das auch in Antananarivo eine Herausforderung der besonderen Art. Als er uns mit dreiviertelstündiger Verspätung abholt, hat er schon fast zwei Stunden auf den hoffnungslos verstopften Straßen der Hauptstadt verbracht. Wir brauchen anschließend für die knapp zwei Kilometer zur SIPEM-Bank – unserem ersten Termin heute – noch einmal fast eine Stunde. Man hätte die Strecke zu Fuß bestimmt wesentlich schneller schaffen können, keine Frage! Aber für einen „Vazaha“ (Bezeichnung für Weiße) ist der Weg nicht sicher. So jedenfalls die Warnung unseres lieben Charlot – und auf den hören wir natürlich angesichts der teuren Filmausrüstung, die wir mit uns herumschleppen.
Die Taxi-Flotte in Tana besteht hauptsächlich aus beigefarbenen R4, R5 und 2CV (die legendäre Ente) oder was davon noch übrig ist. Steinalt, immer wieder zusammengeschweißt und neu lackiert. Als ehemaliger R4-Fahrer hoffe ich, dass die Fahrer dieser Rostlauben genügend Metallsplinte dabeihaben. Ich weiß noch, dass man bei zu heftigen Schaltbewegungen mit der berühmten „Revolverschaltung“ den Schaltknüppel plötzlich lose in der Hand hielt. Dann musste man den Motor abwürgen, anhalten, die Motorklappe öffnen und den Schaltknüppel mit einem Splint neu befestigen. Ich bin dann auch dieses Produkt französischer Automobiltechnik nur vier Monate gefahren und danach auf einen Mini von British Leyland umgestiegen. War allerdings auch nicht die Offenbarung.
Edel und sozial gedacht
In der SIPEM-Bank werden wir schon vom Präsidenten des Verwaltungsrates, Thierry Rajaona, erwartet. Als ehemaliger Chef der „Credit Général“ macht er den Job jetzt „pro bono“ – also ehrenamtlich und ohne Bezahlung. Ein sehr kompetenter Typ mit großer Ausstrahlung. Er erläutert uns, warum SIDI und einige andere Partner 1990 die Bank gegründet haben. SIPEM – mit vollem Namen Société d’Investissement pour la Promotion des Entreprises à Madagascar – wurde gegründet, um die wirtschaftliche Entwicklung des Landes zu fördern. Sie bietet besonders den ärmeren Teilen der Bevölkerung speziell zugeschnittene Finanzdienstleistungen im Bereich der Mikro-, Klein- und Semikredite an, um diesen den Einstieg als eigene Kleinunternehmer (Entrepreneurship) zu ermöglichen.
Das hört sich zunächst einmal – obwohl edel und sozial gedacht – recht theoretisch an. SIPEM ist die erste Bank auf Madagaskar, die sich speziell im Bereich der Mikro- und Kleinkreditfinanzierung engagiert. Es gibt drei Level von Krediten: Mikrokredite gibt’s von 200.000 bis 5.000.000 Ariary (Währung in Madagaskar)! Das hört sich erstmal nach ziemlich viel Kohle an. Umgerechnet sind das aber nur 50 bis 1.200 €. Kleinkredite gibt’s – bleiben wir sofort beim Euro – von 1.200 bis 7.250 €. Und wenn man die verschiedenen Kreditlevel erfolgreich durchlaufen hat – sprich: zurückgezahlt hat, kann man sogenannte Semi-Kredite ab 7.250 € erhalten, die nach oben kein festgelegtes Limit haben. Mittlerweile hat SIPEM 33.000 Kunden, 20 Zweigstellen im ganzen Land und insgesamt 340 Mitarbeiter/innen. Neben der reinen Vergabe der Mikro- und Kleinkredite findet auch eine regelmäßige Beratung und Kontrolle der Kreditnehmer statt, um sie bei der Umsetzung ihrer Geschäftsvorhaben zu unterstützen.
Zum ersten Mal in den Urlaub
Das klingt alles sehr toll, ist aber zunächst wenig aussagekräftig. Denn es geht ja laut Geschäftsphilosophie der Bank darum, Menschen mit Geschäftsideen zu fördern, die bei „normalen“ Banken nie die Chance hätten, Geld für die Umsetzung ihrer Vorhaben zu erhalten. Also, wer sind denn nun ganz konkret die Kunden von SIPEM und was ihre Geschäftsideen? Zusammen mit den Kreditbetreuern/innen von SIPEM besuchen wir einige der Kreditnehmer/innen in ihren sehr unterschiedlichen Geschäften. Heute werden wir zunächst einmal Menschen besuchen, die seit kurzem oder bereits mehrfach Mikrokredite (200-1.200 €) in Anspruch nehmen.
Da ist zunächst ein junger Mann, der einen Schreibwarenladen speziell mit Schulbedarf eröffnet hat. Er erhält gerade seinen zweiten Mikrokredit, mit dem er sein Geschäft zum Copy- und Telefonkarten-Shop ausbaut. Er gibt mittlerweile zwei anderen jungen Kerlen eine feste Arbeitsstelle. Auf meine Frage, was sich durch die Unterstützung der SIPEM-Bank für ihn persönlich verändert hat, wird es ganz praktisch! Er kann seinen Kindern den Besuch einer besseren Schule ermöglichen. Und die Familie hat im letzten Jahr zum ersten Mal zusammen ein paar Tage Urlaub gemacht. Wenn’s weiter gut läuft, will er ein Haus bauen und ein Auto kaufen. Madagassische Wünsche unterscheiden sich nicht wesentlich von unseren, oder?
Arbeit für 20 Frauen
Unsere nächste Interviewpartnerin ist da schon einen Schritt weiter. Sie hat mit dem SIPEM-Kredit den Ausbau ihres Handels mit Naturheilprodukten finanziert und eine Praxis für medizinische Massagen aufgebaut. Sie lässt viele der pflanzlichen Produkte im Norden der Insel selbst herstellen und hat mittlerweile acht Verkaufsstellen in Tana und Umgebung. Mit drei angestellten Frauen hat sie angefangen, mittlerweile beschäftigt sie 20 Frauen und Männer. Mit dem letzten Kleinkredit hat sie einen gebrauchten Transporter angeschafft, mit dem ihre Produkte schneller verteilt werden können. Die Frau weiß, was sie will und ich habe den Eindruck, dass sie gerade erst begonnen hat, ihr Geschäft zu entwickeln.
Auf dem Rückweg halten wir noch einmal in der Nähe des alten Königspalastes. Moritz will nach den ganzen Interview-Aufnahmen noch unbedingt einige Sequenzen mit Bildern der Stadt und der Menschen in den Kasten bekommen. Von hier oben hat man einen fantastischen Blick auf Antananarivo. Zurzeit blühen überall Bäume mit lila Blüten (Wie die heißen, weiß ich leider noch nicht, muss unbedingt mal nachfragen!). Der Duft schwebt über der Stadt und selbst die hässlichen Ecken von Tana, von denen es eine Menge gibt, erscheinen angesichts dieser Farb- und Duft-Symphonie nicht ganz so krass.
Stadt der Tausend
Antananarivo, Hauptstadt von Madagaskar seit 1796, wird auch die „Stadt der Tausend“ genannt. Der Begriff geht zurück auf die dort zum Schutz der Stadt stationierten 1.000 Elitesoldaten des madagassischen Königs, die angeblich unbesiegbar waren. Im Wappen der Stadt steht noch heute der Sinnspruch „Tausend Männer sterben nicht an einem Tag“. Ob sie nun an einem oder mehreren Tagen gestorben sind, nobody knows! Verloren haben sie trotzdem in ihrer Geschichte und danach eine harte und brutale Kolonialzeit erleben müssen. Aber der Stolz der Madagassen auf ihre Geschichte und Identität ist überall spürbar!
Dienstag, 20.11.2018
In der Nacht hat es nicht geregnet!? Da wird doch nicht etwa der Klimawandel dran schuld sein? Glaubt man meinem speziellen Freund „Donald dem Blonden“ gibt’s den ja gar nicht! Jedenfalls sind auch die Menschen auf Madagaskar beunruhigt über die Veränderungen des Wetters. Früher konnte man die Uhr danach stellen, wann während der Regenzeit der tägliche Regenguss zu erwarten war. Heute kann das niemand mehr mit Bestimmtheit vorhersagen.
Genau wie gestern verbringen wir wieder einen Großteil des Tages im Stau. Gesund kann das nicht sein, besonders nicht für die Fußgänger. Diese versuchen sich zwischen all den Autos, Bussen, LKWs und Motorrädern ihren Weg zu bahnen. Die meist alten Fahrzeuge qualmen und stinken fürchterlich. Hier ist sicherlich nicht nur die berühmte Feinstaubbelastung ein Problem!? Ich habe bisher auch noch keine Messstation gesehen. Aber wie soll man diesem Verkehr beikommen, wo doch täglich immer neue „Stinker“ hinzukommen? Ich bin zwar kein Verkehrsexperte oder Stadtplaner, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie man bei dem Gewirr von engen Straßen und Gassen im Zentrum etwas grundlegend ändern könnte.
Ein echter Knochenjob
Die Innenstadt für den Individualverkehr sperren? Zufahrtsbeschränkungen einrichten? Einen ÖPNV aufbauen? Der Personennahverkehr ist hier privatwirtschaftlich „organisiert“ und gleichzeitig die Hauptverursacher der Dauerstaus. Unzählige Kleinbusse und die Taxis, meist steinalte, stinkende R4, R5 und 2CV, verstopfen die Straßen. Die Kleinbusse, Taxi Be oder Taxi Brousse genannt, sind fast ausnahmslos alte Mercedes Sprinter, die von ihren Eigentümern oft auf abenteuerliche Weise für den Personentransport umgebaut werden. Sie halten immer bei Bedarf, wenn Fahrgäste ein- und aussteigen wollen. Da kann man sich gut vorstellen, dass sich dadurch das Staurisiko deutlich erhöht. Hinzu kommen noch die Handkarren, mit denen hier der lokale Gütertransport abgewickelt wird. Das ist für die „Karrenfahrer“ angesichts der oft tollkühn beladenen Gefährte ein echter Knochenjob.
Charlot hat für heute drei Interviews mit Kreditnehmern der SIPEM-Bank vereinbart, die bereits über das Stadium der Mikrokredite hinaus sind. Sie befinden sich jetzt auf dem Level der Kleinkredite (€ 1.200 – € 7.250). Der erste Termin führt uns in eine Gegend Tanas, in der man sich als Vazaha (Weißer) bis vor einigen Jahren nicht sehen lassen durfte, wenn einem das eigene Hab und Gut sowie die körperliche Unversehrtheit lieb und teuer waren. Eine echte No-Go-Area! Das hat sich in der letzten Zeit glücklicherweise geändert. Durch verschiedene Infrastrukturmaßnahmen (Straßenbau, Verbesserung der Elektrizitäts- und Wasserversorgung etc.) sowie die Ansiedlung von Wirtschaftsbetrieben ist die Kriminalität und Arbeitslosigkeit erkennbar zurückgegangen. Laut Charlot geht es den Menschen dort jetzt „etwas“ besser!!
Noch Lichtjahre entfernt
Von gut ist man hier aber noch Lichtjahre entfernt. Das merken wir beim Gang durch die teils nur mannsbreiten Gassen zu unserer ersten Interviewpartnerin. Ich würde auch weiterhin diesen Stadtteil abends meiden. Der Termin führt uns auf einen zunächst recht ärmlich erscheinenden Hinterhof. Dort begrüßt uns gutgelaunt eine junge Frau. Sie ist die Chefin hier und zeigt uns stolz ihre Kaffeerösterei und die Reis- und Sojamühle. Angefangen hat sie – dank eines ersten Mikrokredits der SIPEM-Bank – 2010 mit zwei Mitarbeiterinnen und einer kleinen Mühle und Rösttrommel. Heute gibt sie 20 Frauen und Männern Arbeit und ein regelmäßiges Einkommen.
Der Betrieb produziert Kaffee sowie Reis- und Sojamehl für den lokalen Markt. Das neuste Produkt ist Kaffee aus gerösteten Maiskörnern. Wenn alle Mühlen laufen, herrscht ein Höllenlärm auf dem Hof und es staubt gewaltig. Moritz muss ständig die Optik seiner Kamera putzen. Als würde der Krach und Staub nicht schon reichen, kommt noch der Qualm der Holzfeuer unter den beiden großen Rösttrommeln hinzu. Letztere werden hier noch von Hand gedreht.
Wenn Friede einkehrt
Für das abschließende Interview müssen erst einmal die Mühlen abgestellt werden. Man kann sonst sein eigenes Wort kaum verstehen. Das einzig verbleibende Störgeräusch ist das Babygeschrei aus dem Nachbarhaus. Und dafür gibt’s keinen Aus-Schalter! Beim Interview sitzt die Chefin entspannt auf einem Stapel Reismehlsäcke und beantwortet geduldig meine Fragen. Sie berichtet uns auch von ihren weiteren Plänen. In Kürze will sie mit einem weiteren SIPEM-Kredit einen neuen Transporter kaufen. Den jetzigen hatte sie seinerzeit gebraucht gekauft. Der ist nun einfach zu klein geworden für die stetig steigende Produktion und mittlerweile auch recht reparaturanfällig.
Gerne möchte sie auch noch weitere Verkaufsstellen für ihre Produkte auf den umliegenden Märkten eröffnen. Dafür will sie dann weiteres Personal einstellen. Auf meine Frage, was sich denn für sie durch ihren geschäftlichen Erfolg geändert hätte, kommt eine sehr persönliche Antwort. Lächelnd sagt sie, dass zuhause der Friede und das Familienglück eingekehrt seien. Da frage ich besser einmal nicht weiter nach. Ach so, wenn’s weiter so gut läuft, will sie mit ihrem Mann endlich ein eigenes Haus bauen. Diese Frau ist ein echtes Energiebündel! Fetten Respekt!
In der Oberliga angekommen
Nachmittags besuchen wir noch zwei weitere SIPEM-Kunden. Beide haben bereits mehrere Kredite erfolgreich eingesetzt und zurückgezahlt. Sie spielen mittlerweile in der Oberliga und erhalten sogenannte Semi-Kredite, die kein festes Limit mehr haben. Beim ersten Besuch empfängt uns eine echte Business-Lady, der man anmerkt, dass sie eigentlich keinen Bock hat, sich mit uns zu unterhalten, weil sie viel zu beschäftigt ist. Sie nimmt sich die Zeit für uns offensichtlich nur, weil SIPEM darum gebeten und auch gleich einen Aufpasser mitgeschickt hat.
Die Lady betreibt einen Getränkegroßhandel mit über 40 Mitarbeitern, die sie sauber hin und her kommandiert. Angefangen hat sie 2006 mit ihrem Sohn und einem „Kistenschlepper“. Wie sie nicht ohne Stolz berichtet, beliefert ihr Betrieb heute Getränkehändler im Umkreis von fast 100 km und Restaurants in ganz Tana. Sie wirkt regelrecht erleichtert und lächelt sogar, als wir uns dann ziemlich schnell verabschieden. Es gibt auch nichts für uns zu trinken … und das in einem Getränkehandel. Das Mineralwasser besorgen wir uns dann bewusst im Laden um die Ecke!
Affenbrotbaum als Verkaufsschlager
Der letzte Besuch des heutigen Tages führt uns etwas außerhalb von Antananarivo zu einer Werkstatt für Kunsthandwerk. Hier werden alle möglichen Dinge aus Metallblech und Drähten hergestellt. Der Betrieb beschäftigt mittlerweile fast 60 Kunsthandwerker. Der Chef ist seinerzeit mit einem kleinen Stand auf dem Touristenmarkt angefangen. Da kam ihm die Idee, warum nicht seine gefragtesten Produkte „in Serie“ herzustellen. Es handelt sich dabei um Baobabs, bei uns besser bekannt als Affenbrotbäume, die er aus Metall und Draht in allen Größen und Formen zusammenschweißt.
Mit seiner Idee konnte er die Mikrokredit-Berater von SIPEM überzeugen, ihn zu unterstützen. Auch er ist nach dem Durchlaufen der unteren Kreditrahmen jetzt in der Kredit-Oberliga angekommen. Sein derzeitiger Kredit läuft über € 45.000 für den Anbau der Werkstatt. Leider ist der Boss selbst nicht da, er steckt im Verkehr fest. Auch seine Frau hat leider keine Zeit für uns, da gerade eine Touristengruppe mit dem Bus „angeliefert“ wird. Tja, Business First, nur so kommt man zu was! So sind wir auf den mitangereisten SIPEM-Berater angewiesen, der uns bereitwillig Auskunft gibt.
So, damit beenden wir mit dem heutigen Tag unsere Exkursion ins Reich der Mikrofinanzierung durch die SIPEM-Bank. Wir konnten selbst sehen und erleben, wie durch das finanzielle Engagement von SIDI bei der SIPEM-Bank Menschen mit erfolgsversprechenden Geschäftsideen finanziell gefördert und bei deren Umsetzung beratend unterstützt werden. Dieses Engagement motiviert Menschen zu eigenem Handeln, schafft Arbeitsplätze, trägt zur Entwicklung der Wirtschaft Madagaskars bei und bekämpft aktiv die Armut. Chapeau!
Internet zu Fuß
Es dauert glatte zwei Stunden bis wir uns endlich zu unserem Hotel zurückgestaut haben. Von den Abgasen bekomme ich schon Kopfschmerzen. Allerdings macht das ständige Geruckelt aufgrund der teilweise völlig maroden Straßen meiner kaputten Wirbelsäule fast nichts aus. Im Gegenteil fühle ich mich anschließend sogar lockerer!? Das muss ich mir von meinem Orthopäden unbedingt einmal erklären lassen. Vielleicht sollte ich das als Geschäftsidee für rückengeplagte Europäer mal bei SIPEM vorstellen?
Im Hotel gibt’s endlich wieder Internet. Deshalb verbringe ich den Abend damit, meine Live-Berichte zu versenden. Das klappt eigentlich recht gut, wenn man es nicht zu eilig hat. Denn das mit den Netzgeschwindigkeiten hier ist echtes „Internet zu Fuß“. Also, mora mora (langsam, langsam) wie die Madagassen sagen. Da bleibt nebenbei dann auch noch genügend Zeit für das ein oder andere Drei-Pferde-Bier!
Veloma, oder: Auf Wiedersehen
Ihr
Reinhard Micheel
Mittwoch, 21.11.2018
Ein weiterer Tag in der Hauptstadt. So schön sie oft optisch auch sein mag, nach einer Weile geht einem der Lärm und der Abgasgestank doch ganz schön auf den Geist. Zum Glück geht es heute Nachmittag ein ganzes Stück in den Süden nach Antsirabe, der zweitgrößten Stadt Madagaskars. Aber zunächst noch weitere drei Termine in Tana. Da hat sich Dominique, unser Auftraggeber von SIDI, ein echt strammes Programm für uns ausgedacht. Nach der Mikrofinanzierung werden wir ab heute ein Programm des SIDI-Engagements im Bereich Social Business kennenlernen. Am Beispiel der Firma Nutri’zaza wollen wir erkunden, wie eine wichtige soziale und gesellschaftliche Aufgabe im Verbund von privatwirtschaftlichen Firmen und zivilgesellschaftlichen Organisationen gelingen kann?
Was ist ein Social Business?
Wow! Das hört sich ja echt kompliziert an. Hoffentlich werden Moritz und ich das begreifen und Ihnen und euch gut erklären können. Na, dann wollen wir mal. Es geht um eine extrem wichtige Aufgabe, nämlich den Kampf gegen die chronische Unterernährung von Kindern auf Madagaskar! Um das stemmen zu können, haben sich 2012 mehrere Partner zusammengefunden und eine Firma gegründet, ein sogenanntes Social Business.
Mit wirtschaftlichem Handeln aber ohne Profitstreben wollte man versuchen, durch Entwicklung und Vertrieb von eigenen Produkten aus dem Bereich der Ergänzungsnahrung sowie dem Aufbau von Baby-Restaurants (hotelin’jazakely) dem Problem nachhaltig und dauerhaft zu begegnen. Die Baby-Restaurants sind u.a. auch Anlaufpunkte für bedürftige Familien für Beratung und regelmäßige dokumentierte Kontrollen des Entwicklungsstands der Kinder. Das Hauptprodukt „Koba Aina“ ist ein ergänzendes Nahrungsmittel auf Basis verschiedener Mehle (madagassischer roter Reis, Mais, Soja und Erdnuss), Zucker, jodiertes Salz, Mineralsalze, Vitamine und Calcium).
Keinen Gewinn machen
Neben SIDI gehören zu den Firmengründern die französische NGO GRET und die madagassische APEM sowie die beiden privatwirtschaftlichen Firmen TAF und Chocolatier Robert. Den beiden letzten und GRET werden wir heute einen Besuch abstatten. Wie wollen erfahren, wie ein Social Business denn überhaupt in Konkurrenz zu anderen, profitorientierten Firmen bestehen kann? Und wie man Produkte zu Preisen anbieten kann, damit sie gerade für die Menschen erschwinglich sind, die sie dringend für ihre Kinder brauchen?
Okay, von SIDI wissen wir, dass es mit einer satten Anschubfinanzierung bei der Gründung von Nutri’zaza eingestiegen ist und dass SIDI auch in die weitere Expansion der Firma Gelder seiner Aktionäre investiert. Aber was machen die beiden privatwirtschaftlichen Firmen? Heute morgen besuchen wir zunächst TAF, ein alteingesessenes Familienunternehmen, dass auf die Herstellung und den Vertrieb von Grundnahrungsmittel spezialisiert ist. TAF produziert für Nutri’zaza u.a. das Standardprodukt „Koba Aina“. Für die dafür benötigten Rohstoffe und Fertigungsprozesse berechnet TAF den niedrigst möglichen Preis. Die griechisch-stämmige Juniorchefin versichert mir nachdrücklich, dass TAF damit keinen Gewinn macht und nur seine Gestehungskosten hereinholt.
Sich für den Erfolg revanchieren
Ich frage sie direkt, warum sich ihre Firma denn an einem Social Business beteiligt, wo doch das eigentliche Ziel von TAF ist, Gewinn zu machen? Ihre Familie lebe schon sehr lange auf Madagaskar und wolle auf alle Fälle auch bleiben. Sie selbst sei hier groß geworden und Madagaskar ist ihre Heimat. Deshalb habe sie auch eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Sie und ihre Familie sehen in ihrem Engagement im Kampf gegen die Unter- und Mangelernährung eine gute Möglichkeit, sich für ihren wirtschaftlichen Erfolg zu revanchieren. Und eines will auch nicht verschweigen, denn das Engagement bei Nutri’zaza hilft TAF auf zwei Ebenen.
Zum einen verbessert sich das Image von TAF in der Bevölkerung nachhaltig. Und zum anderen nützt es TAF auch strategisch für die Zukunft, denn guternährte und gesunde Kinder sind später einmal potentielle TAF-Kunden. Auf meine weiteren Fragen zu ihrer Firma antwortet sie nicht oder nur ausweichend. Firmengeheimnisse, Sie verstehen!? Auch möchte sie beim Interview nicht gefilmt werden, obwohl sich das optisch durchaus gelohnt hätte. 10.000 Ariary in die Chauvi-Kasse! Ich bedanke und verabschiede mich auf Griechisch, was ihr ein strahlendes Lächeln aufs Gesicht zaubert. Wahrscheinlich wäre es für das Gespräch hilfreich gewesen, wenn ich schon zu Beginn meine doch noch sehr begrenzten Griechisch-Kenntnisse angebracht hätte?!
Die wohl leckerste Schokolade der Welt
Der nächste Termin stellt sich als absolutes Highlight heraus. Wir besuchen nämlich eine Schokoladenfabrik, noch dazu eine der berühmtesten überhaupt: Chocolatier Robert! Der Chef, Nirina Ramanandraibe, erwartet uns schon. Er hat gleich mehrere „Hüte“ auf. Zum einen ist er der Boss des 1940 von seinem Großvater gegründeten Familienunternehmens und das die wohl leckerste Schokolade der Welt herstellt. Das sagen wenigstens alle Experten und Schokoladenliebhaber weltweit und die vielen internationalen Auszeichnungen belegen dies eindrücklich.
Zum anderen ist er auch Mitglied im „Board of Directors“ bei Nutri’zaza und Präsident des Verwaltungsrates der ebenfalls bei Nutri’zaza beteiligten madagassischen NRO APEM. Es gibt Menschen, die einem auf Anhieb sympathisch sind, Nirina gehört für mich dazu. Im Gegensatz zu seiner Kollegin von TAF nimmt er sich sehr viel Zeit, um unsere Fragen zu beantworten und uns anschließend den gesamten Herstellungsprozess seiner Schokolade zu zeigen und zu erklären. Auch seine Firma liefert Rohstoffe für die Produktion von Nutri’zaza Produkten.
Wo der Schokoduft weht
Erst gerade hat Chocolatier Robert für Nutri’zaza einen „Power-Riegel“ auf Reisbasis für schulpflichtige Kinder entwickelt, der jetzt in die Produktion gehen soll. Der leichte Schokoüberzug auf der Unterseite dieses Ernährungsriegels wird dessen Beliebtheit bei den Kids sicherlich erhöhen und gut ankommen. Moritz, Charlot und mir schmeckt er jedenfalls sehr gut.
Schon beim Betreten der Fabrik weht uns der Schokoladenduft um die Nase. Aber bevor wir jetzt endlich in den Betrieb dürfen, werden wir eingekleidet. Jeder erhält einen weißen Kittel und ein Haarnetz. In meiner Größe sind natürlich keine passenden Kittel vorhanden. So zwänge ich mich in einen, in den ich noch so gerade hineinpasse. Das löst natürlich allgemeine Heiterkeit aus. Ich verbiete Moritz jedenfalls, irgendwelche Aufnahmen zu machen, auf denen ich mit drauf bin. Ein bisschen Eitelkeit sei auch mir noch zugestanden.
Ein kleines Gastgeschenk
Ich hätte übrigens nie gedacht, dass die Schokoladenherstellung so laut sein kann. Ohne Gehörschutz ist der Lärm in den Hallen der ersten Produktionsschritte (Reinigen, Waschen, Schälen, Rösten und Zerkleinern der Kakaobohnen) kaum zu ertragen. Nirinas Erklärungen müssen wir in die ruhigeren Bereiche der Produktion verlegen. Die Produkte gehen in die ganze Welt. Man hat sogar eigene Läden in Frankreich, Belgien und den USA. Produziert wird Schokolade mit unterschiedlichsten Kakaoanteilen und das in zwei Qualitätsstufen. Eine edle für den Export und eine nicht ganz so hochwertige für den Inlandsmarkt.
Letztere ist geschmacklich so gut wie nicht von der Edelsorte zu unterscheiden. Dies könnten angeblich nur Experten, versichert uns Nirina. Die unterschiedlichen Qualitäten sind dadurch begründet, dass man den notwendigen Preis für die höhere Qualität hier im Land nicht nehmen kann. Schokolade zu machen sei genauso anspruchsvoll wie die Weinherstellung. Zum Schluss gehen wir gemeinsam in den Verkaufsladen der Fabrik. Jetzt nicht neidisch werden! Jeder von uns dreien erhält dort einen Querschnitt durch das Produktsortiment von Chocolatier Robert als kleine Aufmerksamkeit des Chefs. Das „kleine“ Gastgeschenk erleichtert es mir etwas, diesen Ort der süßen Verführungen zu verlassen.
Besuch bei einem alten Hasen
Und erneut geht es quer durch die Stadt zur französischen NRO GRET. Wir sind mit deren Repräsentanten in Madagaskar, Luc Arnaud verabredet. Dafür geht erneut eine Stunde Fahrzeit drauf! Und wir wollen doch heute noch nach Antsirabe!? GRET ist eine Entwicklungsorganisation, die technisches Know-how vermittelt und praktische Unterstützung in Entwicklungsländern leistet. GRET hat das Vorgängerprojekt initiiert und verantwortet, dass zur Gründung der Firma Nutri’zaza führte. Luc ist derzeit der Präsident des Verwaltungsrates von Nutri’zaza und ein alter Hase im NGO-Business – aber mit vielen innovativen Ideen!!
Wir reden über die Veränderungen im Verständnis der Entwicklungszusammenarbeit und das wir mit unseren alten Konzepten fast überall gescheitert sind. Stopp! Ich habe doch zu Beginn versprochen, dass ich in meinen Berichten Entwicklungsprobleme nicht auf einer Metaebene behandeln will. Experten-Blabla! Nein, wir wollen lieber vor Ort ganz konkret von den Dingen berichten, die erfolgversprechend und zukunftsweisend sind.
Was ich an Afrika hasse
Nach einem Wagenwechsel bei Charlots Zuhause brechen wir gegen 16:00 Uhr endlich Richtung Antsirabe auf. Vor uns liegen ca. 170 km auf der Nationalstraße RN7. Der Straßenzustand ist zunächst ganz okay, aber der Verkehr im Großraum Tana sehr dicht. Als es dann endlich etwas freier wird, setzt allmählich die Dämmerung ein. Und die ist in den Tropen ja bekanntlich recht kurz. Folglich ist es schon bald stockfinster. Und damit passiert genau das, was ich auf meinen bisherigen Afrikareisen immer versucht habe tunlichst zu vermeiden: Nachtfahrten. Wir haben fast noch 80 km vor uns. Jeder, der schon einmal nachts auf Afrikas Straßen unterwegs gewesen ist, weiß was ich meine.
Die Straßen haben in der Regel keine Fahrbahnmarkierungen und viele Fahrzeuge sind nur wenig bzw. gar nicht beleuchtet. Fahrradfahrer sind hier generell ohne Licht unterwegs. Fußgänger und Tiere sieht man erst in allerletzter Sekunde. Tragen Afrikaner tagsüber häufig recht bunte und auffällige Kleidung, so scheinen sie abends auf gedecktere Farben umzustellen. Das macht das rechtzeitige Erkennen zusätzlich schwierig. Zu allem Überfluss verschlechtert sich jetzt auch noch der Straßenzustand. Die Schlaglöcher werden immer häufiger, größer und tiefer. Und um die ganze Sache noch weiter zu verschärfen, setzt jetzt obendrein noch Regen ein!
Einfach die Augen zu
Ich schließe einfach die Augen, um nicht jede kritische Situation mitzubekommen und meinen Blutdruck nicht unnötig in astronomische Höhen zu treiben. Das will aber nicht so recht klappen. Einmal gelingt es Charlot erst im wirklich allerletzten Moment, vor einem auf der Straße abgestellten, defekten LKW zum Stehen zu kommen. Natürlich ist das Ding unbeleuchtet. Solche Schrecksekunden halten Charlot aber nicht davon ab, weiterhin mit dem Handy am Ohr ordentlich Gas zu geben und jede Chance zum Überholen langsamerer Fahrzeuge sofort zu nutzen. Als wir endlich in Antsirabe ankommen, bin ich trotz abendlicher Kühle total durchgeschwitzt. Wir beziehen alle kurz unsere Zimmer – ein echter Abstieg im Vergleich zu unserem schnuckeligen Hotel „Chez Aina“. Aber was soll’s, zum Schlafen wird’s reichen, so müde wie wir sind.
Beim anschließenden kurzen Abendessen in unmittelbarer Nähe unseres Hotels, informiert uns Charlot, dass es morgen früh bereits um 6:30 Uhr weitergeht. Na klasse! Dafür werde ich mich morgen Nachmittag einmal für einige Stunden ausklinken. Angesichts unseres mehr als engen Terminplans bin mit meinen Berichten zwei Tage im Verzug. So, noch zwei Bier zum Runterkommen und ab ins Bett. Ich setze mich dann aber doch noch an den Schreibtisch und tippe wenigstens die Notizen des heutigen Tages in den Rechner und bereite schon einmal alles für die zu versendenden E-Mails vor. Das geht so gerade noch mit Unterstützung einer doppelten Dosis meiner Malariaprophylaxe.
Donnerstag, 22.11.2018
Die Nacht wird kurz und alles andere als erholsam. Das Hotel ist sehr hellhörig und direkt neben meinem Zimmer befindet sich eine Toilette, die während der gesamten Nacht regelmäßig konsultiert wird. Auch aus im Nachbarzimmer dringen Geräusche, die mit Schnarchen nichts zu tun haben. Aber lassen wir das. An Nachtruhe ist jedenfalls kaum zu denken. Als der Wecker um 6:15 Uhr klingelt, bin ich jedenfalls froh, dass es vorbei ist. Auch Moritz sieht nicht gerade frisch aus, als wir uns zu einem kurzen Frühstück treffen. Charlot mahnt zur Eile, um unser Treffen mit der Nutri’zaza-Crew von Antsirabe nicht zu versäumen.
Auf der Fahrt dorthin fällt mir angenehm auf, dass es hier viel ruhiger zugeht als im hektischen Antananarivo. Es gibt wesentlich weniger Autos auf den Straßen, dafür unzählige Fahrradritschas, die hier offensichtlich das Personenbeförderungssystem darstellen. Am Büro von Nutri’zaza erwarten uns schon die örtliche Repräsentantin und einer ihrer Mitarbeiter. Das Büro ist in einem buntbemalten Haus untergebracht, dass in der unteren Etage auch ein Baby-Restaurant beherbergt.
Es soll sogar schmecken
Wir aber fahren mit dem Nutri’zaza-Team in einen der ärmeren Stadtteile. Dort dreht heute eine der festangestellten Animateurinnen ihre Runde, um „Koba-Aina-Portionen“ an Familien mit Babys zu verteilen. Den Brei hat sie vorher bereits gekocht und in einen großen Warmhaltebehälter gefüllt. Der Anblick des grünlichen Breis erinnert mich fatal an ein Yoghurt-Gericht im Senegal, nur dass dies hier keine Härchen draufhat. Man versichert mir, dass das Zeug durchaus wohlschmeckend sei und die Kids es mögen. Mag sein, aber ich werde es nicht probieren. Warum muss eigentlich fast immer alles, was gesund sein soll, so aussehen? Ich sollte mal an meinen Vorurteilen arbeiten, und es einfach doch einmal probieren, oder nicht!?!?
Ich werde von der Entscheidung entbunden. Die Animateurin macht sich - bewaffnet mit einer großen Suppenkelle, einem Eimer mit Portionsschüsseln und dem Warmhaltebehälter - auf den Weg. Dabei legt sie ein rasantes Tempo vor, so dass Moritz Probleme hat, ihr mit seiner Kamera zu folgen. Sie scheint hier im Viertel allgemein bekannt und beliebt zu sein? Von allen Seiten wird sie gegrüßt und sie winkt lachend zurück. Wir kommen jetzt auf so manchen Hinterhof, wo man uns schon erwartet. Die Kids bekommen alle einen großen Löffel der grünen Pampe in ihre Schüsseln - und es scheint ihnen tatsächlich zu schmecken.
Eine Portion für nur sechs Cent
Die Eltern zahlen pro Portion 250 Ar (0,06 €). In der Regel gibt es dreimal in der Woche etwas in die Näpfe. Der Preis ist schon beeindruckend niedrig. Nach mehreren Besuchen bei verschiedenen Familien verlassen wir die immer freundlich lachende Animateurin und ziehen weiter. Wir sind mit einem weiteren Mitarbeiter von Nutri’zaza verabredet, der das „Koba Aina“ an Wiederverkäufer liefert. Diese bieten verpackte Portionen zum Selberkochen für 400 Ar (rund 0,10 €) an. Sie werden in den Geschmacksrichtungen Erdbeere, Banane und Natur verkauft. Mit einem in den Farben von Koba Aina bemalten Motorrad beliefert der junge Nutri’zaza-Mitarbeiter die Wiederverkäufer im gesamten Stadtgebiet. NROs bekommen für ihre Ernährungsprogramme Koba Aina in Kilobeuteln zu einem Vorzugspreis.
Moritz geht es augenscheinlich nicht so gut. Er klagt über Kopfschmerzen und sieht ganz bleich aus. Als wir uns – zurück im Nutri’zaza-Büro – eine PowerPoint-Präsentation über die Arbeit der Firma anschauen wollen, geht nichts mehr bei Moritz. Ihm wäre jetzt auch total übel und er müsse sich dringend hinlegen. Wir brechen den Besuch ab, verabschieden und entschuldigen uns bei unseren Gastgebern. Danach geht es ohne Umwege zum Hotel.
Das Programm für den restlichen Tag wird gestrichen. Moritz soll sich besser hinlegen und erholen. Ich setze mich an den Schreibtisch und schreibe meine Berichte. Zwischendurch messen wir Fieber (38,9) und vereinbaren mit Charlot, dass, sollte es bis morgen früh nicht besser werden, wir mit Moritz einen mit Charlot befreundeten Arzt aufsuchen. Hoffen wir das Beste! Jetzt ist erst einmal Schlafen angesagt!
Veloma! (Das bedeutet neben „Auf Wiedersehen“ auch „Gute Nacht“)
Ihr/euer
Reinhard Micheel
Freitag, 23.11.2018
Moritz geht es wieder besser. Er will auf jeden Fall heute wieder mit uns ins normale Programm einsteigen. Zum Frühstück nimmt er vorsichtshalber nur einen Tee. Eigentlich möchte er auch einen Teller mit Reis. Das sollte auf Madagaskar normalerweise kein Problem sein. Madagassen essen Reis morgens, mittags und abends und bei Bedarf auch nachts. Reis ist das Hauptnahrungsmittel und nach China hat Madagaskar den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Reis weltweit. Die berühmteste Sorte ist der rote madagassische Reis. Wenn man über die Insel fährt, sieht man sie überall – die allgewärtigen Reisfelder.
Nur hier in diesem Restaurant gibt’s keinen, komisch! So muss Moritz seine Reismahlzeit auf später verschieben. Erneut drängt Charlot zur Eile. Wir sind nämlich in wenigen Minuten schon wieder mit Partnern von SIDI verabredet und zwar mit dem Team von VAHATRA, einer NRO (hier noch mal die Abkürzungserklärung: Nichtregierungsorganisation), die als Mikrofinanz-Organisation im Bereich der Unterstützung von Familien arbeitet. Sie vergibt Mikrokredite zur Verbesserung der Einkommenssituation von Familien, für soziale Anliegen (z.B. Schulbesuch und Ausbildung der Kinder etc.) und zur gesundheitlichen Grundsicherung (Health Micro-Insurance).
Manchmal ist weniger mehr
Unsere heutigen Gesprächspartner sind Julio Vahatriniaina, Direktor von VAHATRA, ein junger und sympathischer Typ sowie zwei seiner Mitarbeiterinnen. Letztere haben für die nächsten beiden Tage ein umfangreiches Besuchsprogramm für uns vorbereitet. Zu umfangreich, wie wir sofort feststellen. Denn sollten wir es wie geplant durchziehen, würden wir uns mit acht Familien an acht verschiedenen Orten im Umkreis von über 40 Kilometern treffen. Moritz verdreht die Augen und versucht dann unseren Gastgebern sehr freundlich zu erklären, dass er die Vorschläge toll findet, dass sie aber nicht alle die Chance hätten, später in unserem Video vorzukommen. Deshalb wäre es besser, lieber weniger Beispiele zu nehmen, diese dann aber ausführlicher zu behandeln.
Das sehen unsere Gastgeber ein und wir reduzieren das Besuchsprogramm auf vier Beispiele: zwei heute und zwei morgen! Das geschieht auch in Hinblick auf die Belastbarkeit unseres Kameramanns. Moritz ist noch immer nicht ganz genesen. Das anschließende Interview mit Julio entwickelt sich nach anfänglichem „Ruckeln“ immer mehr zu einer Diskussion. Denn unser Gegenüber und die beiden Ladies fragen auch uns nach unserer Mission und unseren Ansichten zur Mikrofinanzierung. Das macht richtig Spaß. Es ist das erste Mal auf der Reise, dass wir den Eindruck, dass unsere Gesprächspartner auch an uns ein echtes Interesse haben.
Esst nicht euren Kredit
Aber jetzt erst einmal einige Fakten aus dem Interview. Der Kontakt zu SIDI entstand 2014. Seitdem übernimmt SIDI die Bankbürgschaften für die von VAHATRA vergebenen Kredite. Das Geld für die Kredite kommt nämlich von madagassischen Banken. Mit der Bürgschaft wird das Wechselkursrisiko zwischen Euro und Ariary (Ar) vermieden. Die von VAHATRA vergebenen Mikrokredite an Familien bewegen sich je nach deren Art zwischen 180.000 – 6.000.000 Ar (ca. 45 bis 1.500 €) für produktive Kredite zur Einkommenssicherung und 200.000 – 1.000.000 Ar (ca. 50 bis 250 €) für soziale Kredite. Bei den produktiven Krediten kann die ansonsten auf 6-12 Monate festgesetzte Rückzahlungsfrist verlängert werden, wenn es sich um solche im Landwirtschaftsbereich handelt. Diese sind dann von der Erntezeit abhängig.
Insgesamt liegt die Rückzahlungsquote der Mikrokredite bei 96 %. Betrachtet man einmal die schwierige ökonomische Situation – viele Madagassen verdienen weniger als zwei Euro am Tag – ist das ein Superergebnis. Die 201 festangestellten VAHATRA-Mitarbeiter/innen betreuen alle Klienten individuell. Regelmäßig finden auch Trainings und Schulungen z.B. in kaufmännischem Rechnen, alternativen Anbaumethoden sowie in Fragen der Gesundheitsvorsorge und der sachgerechten Nutzung von Wasser und Elektrizität statt.
Das scheint sich auszuzahlen. Einer der wichtigsten Grundsätze, die man allen Kreditnehmern von Beginn an vermittelt: Ne pas manger votre crédit! (Esst nicht euren Kredit!), sondern investiert ihn in eure Zukunft! Die Erfahrung zeigt, dass, wenn Menschen, die sonst fast nichts haben, plötzlich Geld in den Händen halten, schnell versucht sind, dieses für Nahrung und Dinge auszugeben, die sich sonst nicht leisten konnten.
Wenn die Hoffnung zurückkehrt
Nach dem theoretischen Teil im Office fahren wir jetzt ins Feld, um vor Ort verschiedene Klienten von VAHATRA in ihrem Business zu besuchen. Der erste dieser Besuche führt uns auf den größten Markt von Antsirabe, einem quirligen Ort, an dem alle vorstellbaren Düfte und Gerüche die Nase umspielen. Dort hat sich eine ältere Frau in den letzten vier Jahren einen eigenen Marktstand aufgebaut. Sie bietet dort alle möglichen Getreide, Bohnen und Gewürze an. Dabei ist ein ganz ansehnliches Sortiment entstanden. Unterstützt wird sie von zweien ihrer Töchter. Eine ist behindert und die andere nach einem Unfall körperlich eingeschränkt. Beide würden unter diesen Umständen in Antsirabe keine Arbeit finden. Am Stand ihrer Mutter helfen sie nach besten Kräften mit. Und sie scheinen ihre Sache recht gut zu machen. Spaß scheint’s auch zu machen, wie man sehen kann.
Die Mutter hat vor einiger Zeit ihren fünften Kredit bekommen. Für die 2.500.000 Ar (ca. 600 €) kaufte sie eine neue Waage und erweiterte ihr Sortiment um die Gewürze. Das Geschäft laufe gut, versichert sie uns und lächelt verschmitzt. Auf meine Frage, was sich denn in ihrem Leben mit den Mikrokrediten von VAHATRA verändert habe, antwortet sie, dass zuerst die Hoffnung auf ein besseres Leben in ihre Familie zurückgekehrt sei und dass dann alle mit angepackt hätten. Jetzt habe sie fast schon 5.000.000 Ar (ca. 1.200 €) auf dem Sparbuch und müsse nicht mehr ständig Angst haben, wie sie ihre Familie durchbringen soll. Wenn es irgendwann reichen sollte, würde sie auch gerne ein neues, größeres Haus kaufen.
Das wirklich starke Geschlecht
Da ist er wieder, der bei mir immer stärker werdende Eindruck, dass es eigentlich nur Frauen in Afrika sind, die etwas auf die Kette bekommen. Fast bei allen positiven Entwicklungen und Beispielen, die uns bisher vorgestellt wurden, sind es Frauen, die es gewagt und geschafft haben! Was ich hier derzeit auf Madagaskar sehe, deckt sich mit meinen Erfahrungen in vielen anderen afrikanischen Ländern.
So, nun ist es aber mal ein Mann an der Reihe. Unser nächster Besuch führt uns über viele schmale Gassen zu einem Hinterhof. Schon von weitem hören wir lautes Hämmern. Da sitzt ein Mann undefinierbaren Alters auf dem Boden und hämmert auf Blech herum. Bei genauerem Hinsehen stelle ich erst fest, dass er Spaten und Schaufeln herstellt. Seine Frau bedient derweil einen selbstgebauten Blasebalg. Mit dem facht sie ein Holzkohlefeuer an, in dem die Spatenbleche für die weitere Bearbeitung vorgeglüht wird.
Endlich mal ein Mann, oder?
Bis zu 100 Stück schaffe er am Tag, erzählt er uns stolz. Mit dem letzten Kredit, es ist schon der fünfte, hat er wieder Material für seine Spaten- und Schaufelfertigung erworben. Als Rohmaterial kauft er alte Ölfässer auf, die dann in passende Formen geschnitten, gehärtet und zu Spaten und Schaufeln geformt werden. Als ich ihn nach der Höhe des Kredits und seinen Einnahmen aus dem Verkauf frage, grinst er mich breit an, antwortet aber nicht. Später erfahre ich, dass er das nicht sagen konnte. Zu viele Nachbarn standen um uns herum und haben lange Ohren bekommen. Und über Geld spricht auch in Madagaskar nicht – wie bei uns. Es ist ein Fady!? Dazu später mehr.
Aber es gehe ihm und seiner Familie viel besser als früher. Jetzt haben sie immer etwas zu essen, die Kinder gehen regelmäßig zur Schule und er hoffe, dass er auch aus der alten Bruchbude hinter ihm bald ausziehen und ein neues Haus kaufen kann. Dafür müsse er aber wohl noch einige Schüppen verkaufen, erzählt er grinsend. Seine Frau, die die ganze Zeit schweigend danebensteht, lächelt freundlich zu mir herüber. Mir scheint es, als schüttle sie leicht den Kopf. Den Grund dafür verrät mir der VAHATRA-Berater beim Rückweg zum Auto. Sie ist es nämlich, die die Sache mit den Krediten eingestielt hat (Welch passendes Bild für Spatenhersteller!?) und die den ersten Kredit auf ihren Namen hat laufen lassen. Was soll ich dazu noch sagen?
Ein schwerer Fady
Einschub: Was ist ein Fady? Der Begriff Fady ist Madagasy und bedeutet soviel wie Tabu. Davon gibt’s auf Madagaskar ziemlich viele. Die Fadys betreffen Gebote und Verbote für bestimmte Orte und/oder Handlungsweisen. Sie bilden ein Netz, das das soziale Leben einer Familie und eines Dorfes regelt. Für uns ist das äußerst kompliziert und nur schwer zu verstehen. Und trotzdem sind auch wir als Besucher an die Fadys gebunden. Besonders beim Besuch von Grabstätten sollte man besser vorher fragen. Viele sind für Vazahas (Weiße) generell verboten.
Und eines sollte man unbedingt beachten: Mit einem Finger zeigt man auf nichts und niemanden, besonders nicht auf Gräber! Schwerer Fady! Man nimmt immer die ganze Hand bzw. die Faust, um auf etwas zu zeigen oder hinzuweisen. Madagassen selbst verwenden den Begriff Fady kaum, sie sprechen von Tabu. Der Begriff Fady scheint selbst ein Fady zu sein?! Begeht man einen einfachen Fady, kann man ihn mit einer Flasche Schnaps wieder aus der Welt schaffen. Bei einem schweren Fady, frage ich mich, ob man dann das ganze Dorf einladen muss?
Waschung der königlichen Gebeine
Mit solchen Gedanken im Kopf liege ich abends im Bett und versuche einzuschlafen. Ich hatte schon vor der Reise einiges über die Sitten und Bräuche auf Madagaskar gelesen, insbesondere auch zu dem noch allgegenwärtigen Ahnenkult. Und jetzt werde ich die Bilder im Kopf nicht los von der Toten- und Leichenwäsche (Famadihana) und der Waschung der königlichen Gebeine (Fitampoha). Als ich dann doch endlich meine, damit fertig zu sein, sucht jemand mit argen Verdauungsproblemen die benachbarte Toilette auf. Und auch im Nachbarzimmer beginnt man mit weiteren Versuchen, sich fortzupflanzen. Na, das kann ja wieder eine tolle Nacht werden!
Samstag, 24.11.2018
Heute stehen die beiden letzten Besuche und Interviews mit Kreditnehmern von VAHATRA auf unserer Agenda. Diese leben etwa 40 km außerhalb von Antsirabe. Auf der Fahrt dorthin kommen wir wieder an den endlosen Reisfeldern vorbei. Klar, wenn die Madagassen so extreme Reisesser sind, muss das Zeug schließlich irgendwo angebaut werden. Zurzeit ist gerade wieder Pflanzzeit. Überall auf den unter Wasser stehenden Feldern sind die Menschen damit beschäftigt, die Reissetzlinge einzupflanzen.
Normalerweise gibt es immer zwei Ernten pro Jahr, im Mai/Juni und im Oktober/November. Möglich sei sogar eine dritte Ernte, wie mir Charlot erklärt. Allerdings scheuen viele Reisbauern den damit wesentlich erhöhten Aufwand an Arbeit und Wasserbedarf. Auch die Berghänge werden für die Landwirtschaft genutzt. Auf eigens angelegten Terrassen werden Kartoffeln und Gemüse angebaut.
Der Duft des beginnenden Wohlstandes
Beim ersten Besuch stinkt es uns sofort gewaltig, denn es handelt sich um eine Schweinezucht mit zurzeit 14 Tieren. Das Ganze findet rund um das Haus der Großfamilie Perline statt. Der Gestank ist für unsere Nasen fast unerträglich, scheint aber den Menschen hier nichts auszumachen. Für sie ist es sicherlich so etwas wie der Duft des beginnenden Wohlstandes. Jedenfalls sind alle gut drauf und lachen viel. Unser Besuch stellt für die Familie natürlich eine große Ehre da und fördert ihr Ansehen bei den Nachbarn. Die tun bewusst desinteressiert, bemühen sich aber, möglichst alles mitzubekommen, was die Vazaha da wohl treiben.
Der Herr des Hauses führt das große Wort. Aber auch hier merkt man schnell, dass seine Frau die eigentliche Chefin ist. Ihr Mann muss ständig bei ihr nachfragen, um die notwendigen Infos zur Beantwortung unserer Fragen zu erhalten. Sie lässt ihm aber bei der Beantwortung lächelnd den Vortritt. Sie ist es übrigens auch hier, auf deren Namen alle bisherigen Kredite gelaufen sind. Mit dem nächsten möchte sie einen neuen Schweinestall aus Stein bauen (Ein Haus für ihre Schweine, wie sie das nennt!). Damit endlich die Bretterverschläge, in denen die Schweine jetzt noch hausen müssen, abgerissen werden können. Dafür hat sie 6.000.000 Ar (ca. 1.500 €) bei VAHATRA beantragt.
Ein Haus für die Schweine
Das Geld wird sie auch bekommen, denn sie sei, so versichert uns ihr Kreditbetreuer, eine sehr pünktliche Rückzahlerin. Die Schweine werden übrigens zu einem Teil von Händlern aufgekauft und zum anderen selbst geschlachtet und das Fleisch auf umliegenden Märkten verkauft. Selbst der stinkende Schweinemist findet noch seine Abnehmer. Er wird eimerweise als Dünger an Bauern verkauft. Die bevorzugen natürliche Düngemittel, um das chemische Zeug zu vermeiden. Da sieht man wieder, dass man mit Sch… Geld machen kann. Auch für diese Familie steht – neben dem Haus für die Schweine – der Bau eines neuen Hauses für sie Großfamilie ganz oben auf der Wunschliste. Diesen Wunsch kann man angesichts der großen Zahl der Kleinkinder auf dem Hof sehr wohl nachvollziehen.
Danach geht es noch ein Stück weiter in den Süden zu Madame Zoarimanana, einer Bäuerin, die mit ihrem letzten Kredit (1.600.000 Ar = ca. 400 €) ihre landwirtschaftliche Erzeugertätigkeit von Tomaten auf Reisanbau umgestellt hat. So ganz freiwillig hat sie diesen Schritt nicht vollzogen. Vielmehr haben die Umstände sie dazu gezwungen. Seit mehreren Jahren werden insbesondere Gemüsepflanzen von einer Insektenplage heimgesucht, die die Ernten ganz bzw. teilweise zerstört. Um nicht dauerhaft die sehr teuren Pestizide einsetzen zu müssen, hat sie lieber auf den durchaus ertragreichen Reisanbau umgestellt. Die Umstellung scheint die richtige Entscheidung zu sein, denn bereits die erste Ernte brachte gute Erträge. Auch die neue Pflanzperiode macht bisher einen guten Eindruck. Mit einem weiteren Kredit will sie noch Felder hinzukaufen.
Auf das richtige Pferd gesetzt
Um uns alles einmal aus der Nähe anzuschauen, gehen wir hinaus auf die Felder. Das ist allerdings nicht meine Sache! Ich habe erhebliche Probleme, mich auf den sehr schmalen Feldbegrenzungen zu bewegen und nicht der Länge nach in eines der unter Wasser stehenden Reisfelder zu fallen. Mein Gleichgewichtssinn hat in den letzten Jahren doch wohl etwas gelitten.
Moritz sorgt mit seiner Drohne dann noch für einen mittleren Volksauflauf. Um einige Aufnahmen von der Bepflanzung der Felder zu machen, startet er die Drohne und lässt sie über den Feldern kreisen. Kaum ist sie in der Luft, strömt die Dorfjugend herbei, um das komisch brummende Ding einmal aus der Nähe zu betrachten. So etwas haben sie noch nie gesehen, entsprechend ist der Andrang. Sie werden in den nächsten Tagen ihren Familien und Freunden sicherlich viel zu erzählen haben. Wir verabschieden uns schon hier vom VAHATRA-Team und bedanken uns für die vielen tollen Einblicke in ihre Arbeit. Die vier Beispiele beweisen mir erneut, dass man mit nur geringem Aufwand – halt den Mikrokrediten – Familien aus der absoluten Armut holen und zu eigenverantwortlichem Handeln und Wirtschaften anregen kann. VAHATRA macht einen sehr guten Job und SIDI setzt meiner Meinung nach auf das richtige Pferd.
Augen zu hilft nicht
Dann beginnt die zweite Etappe der Rallye Madagaskar – diesmal allerdings bei Tageslicht. Charlot gibt sich alle Mühe, neue Geschwindigkeitsrekorde aufzustellen und für den Hersteller der Autohupe einen Dauerbelastungstest durchzuführen. Heute hilft es auch nicht, die Augen zu schließen. Wenn schon, dann will ich sehenden Auges mein Ende erleben. Von Moritz höre ich schon eine ganze Weile keinen Mucks mehr. Bei einer kurzen Mittagspause klagt er allerdings über heftige Nackenschmerzen aufgrund der ständigen ruckartigen Ausweichmanöver bei Schlaglöchern. Griechen pflegen bei Errettung aus höchster Not an den Orten ihrer Errettung Dankkapellen zu errichten. Ich wäre heute fast auch dazu bereit, werde mich aber angesichts meiner Rente wohl eher auf eine große Dankeskerze in unserer Pfarrkirche beschränken müssen.
Wir kommen dann doch noch lebend und einigermaßen heile in Antananarivo an. Gott sei Dank! Und das meine ich im wahrsten Sinne des Wortes. Die Kerze ist jetzt wohl fällig! Das neue Hotel „Saka Manga“ sieht von der Straßenseite her wenig einladend aus. Von innen ist es aber ein Kleinod madagassischer Geschichte. Die gesamte Anlage ist von oben bis unten inklusive aller Zimmer mit Dokumenten, Bildern, Fotos und Erinnerungsstücken der madagassischen Vergangenheit ausgestattet. Irgendwie ist das hier ein Hotel und ein Museum in einem. Echt gelungen, sehr bequem und obendrein recht günstig.
Moritz und ich wären natürlich gerne wieder in unser gemütliches „Chez Aina“ zurückgekehrt. Aber die Citynähe und die besseren Verkehrsaussichten (geringe Staudichte) lassen uns den Verzicht verschmerzen. Unsere Stimmung steigt noch, als wir erfahren, dass unser Verein, der VfL Bochum, heute gegen Aue 2:1 gewonnen hat. So freuen wir uns auf einen entspannten Samstagabend – ohne Nachtfahrten.
Veloma!
Ihr/euer
Reinhard Micheel
Sonntag, 25.11.2018
Zum ersten Mal auf dieser Reise können wir heute ausschlafen. Na ja, manche Leute betrachten Ausschlafen an Sonntagen bis 9:00 Uhr als ungültig. Für uns ist das aber schon ein Plus von zwei Stunden. Hinzu kommt für mich, dass ich nachts nicht mehr durch Verdauungsprobleme und Fortpflanzungsversuche gestört werde. Auch das Frühstück im Innenhof des Hotels ist sehr angenehm, zumal uns Charlot nicht mit seinem ständigen Termindruck im Nacken sitzt. Irgendwie kommt so etwas wie Wochenendstimmung auf.
Nachdem wir unsere Zimmer geräumt haben, bleiben mir noch weitere zwei Stunden im Schatten dieses wunderbaren Innenhofes, um meine Berichte in den Rechner zu tippen. Heute verspätet sich Charlot zum ersten Mal. Wir haben 12:00 Uhr vereinbart und er erscheint erst um 12:30 Uhr. Sehr ungewöhnlich für ihn, denn er hat, wie auch viele seiner Landsleute, eine andere Zeitauffassung als die meisten Menschen im übrigen Afrika. Charlot ist geradezu eine Ausgeburt an preußischer Einstellung zur Pünktlichkeit und Arbeitsmoral. Für mich ist das eine völlig neue Afrikaerfahrung. Prompt entschuldigt er sich auch für seine Verspätung. Seine Frau habe noch „Gesprächsbedarf“ ob seiner Wochenendtermine gehabt. Okay, dafür habe ich natürlich Verständnis.
Extrem schweißtreibend
Für den Weg zum Flughafenhaben haben wir großzügig und sicherheitshalber satte zwei Stunden eingeplant. Das ist völlig daneben, denn wir schaffen es in sensationellen 40 Minuten. Okay, es ist Sonntag und selbst auf Madagaskar soll es Leute geben, denen dieser Tag als Ruhetag gilt und die sich nicht auf den Straßen der Hauptstadt zum Stauen treffen. So sitzen wir viel zu früh am Airport und warten auf unseren Flieger von Air Madagascar, der uns zur Insel Nosy Be bringen soll.
Es soll Leute geben, die behaupten, Nosy Be wäre einer der schönsten Plätze auf diesem Planeten. Das mag vielleicht optisch zutreffen. Darüber kann ich mir allerdings noch kein Urteil erlauben, denn als wir dort nach eineinhalbstündigem Flug landen, dämmert es schon und es ist fast schon dunkel als wir das Flughafengebäude verlassen. Was wir beim Landeanflug sehen konnten, war aber schon recht vielversprechend. Der erste Eindruck der Insel bei der Ankunft ist aber vor allem eines – extrem schweißtreibend. Schon nach ein paar Minuten bin ich klatschnass geschwitzt. Das Wasser läuft mir am ganzen Körper herunter bis in die Schuhe. Na, das kann ja heiter werden.
Sugar-Daddys auf Nosy Be
Nosy Be ist einer der touristischen Hotspots von Madagaskar. Vor allem Franzosen und Italiener machen hier gerne Urlaub. Da die Armut – wie im übrigen Land – auch trotz des Tourismus sehr groß ist, gibt es hier ähnliche Entwicklungen wie z. B. in Thailand: Sextourismus! Die „Sugar-Daddys“ sind auch auf Nosy Be überall gegenwärtig. Es ist einfach widerlich, wie sie für ein paar Euros die Not der jungen Frauen ausnutzen. Im Flieger habe ich eine Menge allein reisender Männer gesehen. Das waren bestimmt nicht nur Biologen, Zoologen oder Anthropologen, die hier zu Feldstudien anreisen.
Abends sehe ich dann bereits einige von ihnen mit einheimischen Mädchen, die locker ihre Töchter sein könnten. Und obwohl ich kein gewalttätiger Mensch bin, juckt mir die Faust, ihnen eine reinzuhauen und sie in den nächsten Fliegen nach Hause zu setzen. Ich frage mich auch schon die ganze Zeit, ob es nicht Entwicklungsinitiativen geben müsste, um den Mädels aktiv andere Alternativen anzubieten, als sich mit diesen alten Säcken einzulassen. Sorry, das musste mal raus!
Hauptsache kaltes Bier
Unser neues Hotel ist grenzwertig. Die Zimmer sind an sich ja ganz okay, aber es dauert eine halbe Ewigkeit bis der Typ von der Rezeption die Klimaanlage startet. Ohne eine funktionierende A/C werde ich die Nacht hier nämlich nicht überstehen. Da wir scheinbar die einzigen Gäste in dem Laden sind und weder das Restaurant noch die Bar geöffnet haben, bestellt Charlot ein Taxi, das uns in die Inselhauptstadt bringt. Nach einigem Suchen finden wir ein ganz annehmbares Restaurant. Dass hier alles auf Touristen eingestellt ist, merkt man daran, dass neben den Preisen in Ariary diese außerdem in Euro angegeben sind. Das Essen schmeckt, die Preise sind angemessen und das Bier ist kalt – das ist die Hauptsache. Hernach geht’s mit dem gleichen Taxi – der Fahrer hat vor dem Lokal auf uns gewartet – wieder Richtung Hotel.
Charlot hat für morgen früh schon den ersten Termin auf dem Festland vereinbart. Das heißt um 7:00 Uhr Frühstück und danach mit dem Taxi zum Hafen, um dort rechtzeitig das Schiff zum Festland zu erreichen. Nosy Be ist für uns nur eine Zwischenstation, da es ansonsten in der Gegend keinen anderen Flughafen gibt. Und die 900 km von Tana nach Ambanya, unserem Zielort, wollten wir uns angesichts der Straßenverhältnisse nicht antun. Das hätte uns laut Charlot mindestens 20 Stunden Fahrtzeit gekostet – pro Weg versteht sich. Na, dann gute Nacht! Hoffentlich hält die Klimaanlage durch. Die gibt schon jetzt recht eigenartige Geräusche von sich.
Montag, 26.11.2018
Die Klimaanlage hat durchgehalten und ich habe ausgesprochen tief und fest geschlafen. Aber als ich das Zimmer verlasse, um zu Frühstück zu gehen, laufe ich wie gegen eine Wand. Bisher hatte ich noch nie Probleme mit Hitze. Selbst die bis zu 47 Grad im Südsudan habe ich immer ohne Murren ertragen. Aber das hier ist der Hammer! Die Temperatur liegt zwar nur bei 32 Grad, doch gefühlt sind das locker über 40. Die Luftfeuchtigkeit ist der springende Punkt, denn die bewegt sich sicher weit jenseits der 90 %. Jedenfalls bin nach dem Frühstück schon zum ersten Mal durchgeschwitzt und mein kleines Handtuch, das ich für solche Fälle immer bei mir habe, kann ich bereits auswringen.
Aktien-Kauf bei SIDI
Aber was soll’s, der Job muss weitergehen! Heute erhalte ich auch die ersten E-Mails, in denen angefragt wird, was man machen muss, um bei SIDI „Aktionär“ zu werden? Hier der entsprechende Werbeblock: Also, wer es ganz eilig hat und des Französischen einigermaßen mächtig ist, kann sich direkt auf der Website von SIDI (www.sidi.fr) ein entsprechendes Formular zur Zeichnung von Anteilen sowie weitere Informationen herunterladen.
Wer etwas mehr Geduld hat und die ganze Sache lieber in Deutsch haben möchte, kann sich bei mir oder meinem Kollegen Andreas Neukirch (neukirch@kairos-Partner.com) melden. Wir werden Sie und euch nach meiner Rückkehr nach Deutschland möglichst schnell mit Infos und Formularen zur Zeichnung von SIDI-Anteilen versorgen.
Wir planen zurzeit auch eine zwar abgespeckte, aber deutsche Version der SIDI-Website. Noch einmal zur Erinnerung: SIDI-Anteile („Aktien“) gibt’s zu einem Stückpreis von € 152,00. Dividende wird nicht gezahlt, dafür gibt Kohle Menschen in Entwicklungsländern die Chance auf eine eigenständige und selbstbestimmte Zukunft. Die Anteile werden auf Wunsch jederzeit zum Ausgabepreis zurückgezahlt. So eine oder mehrere SIDI-Aktien wären doch zum Beispiel ein tolles Weihnachtsgeschenk, mit dem man gleich zwei Seiten glücklich machen könnte. Eine Überlegung ist das doch allemal wert, oder!?
Ohne Schwimmweste geht nichts
Bevor wir heute den vierten Teil unserer Mission auf Madagaskar fortsetzen, müssen wir zunächst von Nosy Be mit dem Schiff wieder hinüber zum Festland. Im Hafen angekommen, halte ich Ausschau nach einer Fähre oder etwas ähnlichem. Aber hier liegen nur kleine Motorboote. Charlot steuert auch direkt auf eines dieser Boote zu. Nee, nicht wirklich!? Wir werden doch wohl nicht mit unserem gesamten Gepäck in einer dieser Nussschalen übersetzen? 20-30 hilfsbereite Madagassen reden alle gleichzeitig und lautstark auf Charlot ein. Derweil versuchen Moritz und ich unser Gepäck im Auge zu behalten, das hilfsbereite Träger für uns transportieren – allerdings in verschiedene Richtungen. Dies erfordert einige ebenfalls lautstarke Regieanweisungen unsererseits.
Schließlich sitzen wir in einem der Boote mit vollzähligem Gepäck und ausgestattet mit einer Schwimmweste. Wir sind nicht die einzigen Passagiere. Auch einige Einheimische trauen sich die Überfahrt mit diesem Boot zu. Das beruhigt mich doch ein wenig, weil ich davon ausgehe, dass die wissen, worauf sie sich einlassen. Kaum haben wir abgelegt, gibt der Bootsführer Vollgas und der Bug unseres Bootes hebt sich verdächtig steil aus dem Wasser. Mit einer Affengeschwindigkeit geht’s dann Richtung Festland. Dieses müsste unserem Rallye-Spezialisten Charlot doch eigentlich gefallen? Doch der sitzt völlig verkrampft vorne im Bug, die Augen starr auf die Küstenlinie gerichtet.
Wer soll sich denn diese Namen merken?
Der Fahrtwind ist eine tolle Abwechslung nach all der Hitze und Schwüle auf Nosy Be. Der Bootstrip fängt an, mir Spaß zu gefallen. Vorbei geht’s an traumhaften Buchten und menschenleeren Stränden. Hier einfach mal einige Tage bleiben, das wäre es. Gleichwohl die Pflicht ruft! So laufen wir dann den kleinen Hafen von Ankify an. Dort müssen wir samt Gepäck erst über andere Boote klettern, um an Land zu gelangen. Unser Gastgeber steht schon zur Abholung bereit.
Laza Raharison Mandimbisoa (Wie soll man sich nur diese madagassischen Namen merken!?) ist Direktor der UCLS, der Union Coopératives Lazan’ny Sambirano. Das ist eine sogenannte Producer Organization (PO), sprich eine Produktionsgenossenschaft, in der sich seit 2009 mehr als 416 kleine Kakaobauern, organisiert in 23 lokalen Kooperativen zusammengeschlossen haben, um ihren Kakao selbst zu vermarkten und so bessere Preise zu erzielen.
SIDI sichert Kakaobauern feste Abnahmepreise
Und da kommt SIDI ins Spiel, in dem es den Bauern fest Abnahmepreise für ihren Kakao garantiert. Der normale Marktpreis für fermentierte Kakaobohnen liegt derzeit bei 6.050 Ar (ca. € 1,46) pro Kilo. Durch die Preisgarantie erhalten die Produzenten 8.500 Ar (ca. € 2,05) pro Kilo. Das ist für die Kakaokleinbauern schon ein echter Quantensprung, der ihnen deutlich mehr Sicherheit in der Planung und für den Unterhalt ihrer Familien bietet.
Aber leider hat UCLS noch nicht genug eigene Kunden, die die gesamte Ernte aller in ihr organisierten Kooperativen aufkaufen könnten. So sind diese öfters noch gezwungen, Teile der Ernte unfermentiert an Aufkäufer großer Firmen oder an lokale Aufkäufer abzugeben. Der Kilopreis für unfermentierte Bohnen liegt zurzeit nur bei 2.500 Ar (ca. € 0,60).
Für diese Zwangslage gibt es zwei Gründe: Zum einen fehlen noch Kapazitäten, die Bohnen in den mittlerweile produzierten Mengen zu fermentieren und einzulagern, um auf Käufer zu warten. Zum anderen reichen die derzeitigen Mittel von SIDI nicht aus, um den Garantiepreis für die gesamte, in den letzten Jahren gestiegenen Ernten von UCLS zu gewährleisten. So sind die Bauern gezwungen, einen Teil der Ernte weit unter Wert (bis zu - 50 %) zu verkaufen, um ihre finanziellen Verpflichtungen (Schulgeld für die Kinder, Krankenversorgung, Lebensmittel etc.) kontinuierlich decken zu können.
Bio-Qualität der höchsten Stufe
Im Zentrum von UCLS treffen wir auch einige der Präsidenten der lokalen Kooperativen und erleben, wie gerade ein Riesentruck mit fermentierten, in Säcken verpackten Kakaobohnen beladen wird. Die sind für einen Kunden in Übersee bestimmt. Laza, der UCLS-Chef, zeigt uns, wie er die Qualität der Bohnen testet. Mit einem elektronischen Gerät misst er die Restfeuchte der Bohnen und mit einem anderen, ob die Bohnen auch die richtige Größe haben. Abweichungen von bis zu 8% der vorgegebenen Werte sind zulässig, ansonsten gehen die Bohnen zurück an die jeweiligen lokalen Kooperativen. Und darin versteht Laza keinen Spaß, denn UCLS produziert Bioqualität der höchsten Stufe, wie er nicht ohne Stolz berichtet. Dafür wurde UCLS von verschiedenen Seiten zertifiziert, so u.a. auch von Fair Trade in Deutschland.
Nach einer kurzen Mittagspause fahren wir in die Kakaopflanzungen, die in dieser Gegend allgegenwärtig sind. Die Pflanzungen liegen immer in Wäldern mit hohen schattenspendenden Bäumen. Wir staunen nicht schlecht, als wir erfahren, dass eine Kakaoschote bis zur vollen Reife fünf Jahre benötigt. Man kann sie auch schon nach vier Jahren ernten, aber dann sei die Qualität nicht so gut, wird uns versichert. Im Dorf einer der Kooperativen lernen wir auch etwas über den Prozess der Fermentierung in seinen einzelnen Schritten. Bald sind wir richtige Experten für Kakaoanbau und Verarbeitung! Den Kakaobauern werden von UCLS regelmäßige Trainings und Fortbildungen in Sachen richtiger Anbau, sachgerechte Fermentierung und Lagerung sowie Buchhaltung angeboten.
Kurzabstecher zu Flora und Fauna
Im Wald zeigen die Mitglieder der Kooperative uns anschließend, wie die Schoten geerntet und geöffnet werden, um die noch weißen, glitschigen Kakaobohnen herauszulösen und der weiteren Verarbeitung zuzuführen. Auf unserem Weg durch die Pflanzungen begegnen wir weiteren Teilen der Fauna Madagaskars. In einem Kakaobaum – direkt neben zwei fast reifen Kakaoschoten – liegt zusammengerollt eine nicht gerade kleine Schlange auf dem Ast. Giftige und für den Menschen gefährlich Schlangen soll es ja auf Madagaskar nicht geben – hoffentlich!?
Auf dem Waldboden kommt uns eine ziemlich große und recht bunte Eidechse entgegen. Sie verschwindet aber bei unserem Anblick sofort wieder unter dem Laubwerk am Boden. Hernach entdecke ich außerdem noch einige sehr eigenartig aussehende, hellbraune Käfer von beträchtlicher Größe, die an den Kakaobäumen hinaufklettern.
Nach dieser Kurzexkursion in die Flora und Fauna machen wir noch kurz einen Fotostopp am Sambirano, dem größten Fluss hier in der Gegend. Auch er hat eine rotbraune Färbung – wie fast alle Flüsse und Bäche der Insel. Träge fließt er durch die dichten Wälder. Die Färbung kommt von der Bodenbeschaffenheit auf Madagaskar, und die besteht fast überall aus roter Erde. Daher hat Madagaskar auch den Beinamen „Die rote Insel“. Ich frage mich schon die ganze Zeit, wie sich wohl die Fische in der roten Brühe orientieren?
Der Strom ist wieder weg
Zurück zum Hotel quälen wir uns über eine der schlechtesten Straßen, auf denen ich jemals in Afrika fahren musste. Bei dem dichten Verkehr (Autos, LKWs, Motor- und Fahrradritschas, Fahrräder und Ochsenkarren) kommt man immer nur einige Meter weiter. Vor jedem Schlagloch muss man erst einmal voll abbremsen, um zu erkunden, ob man darin verschwinden oder sich die Achse brechen könnte. Zu Fuß ist man an diesem Ort auf alle Fälle deutlich schneller. Auch der Slalom durch die kreuz und quer fahrenden Fahrradritschas ist abenteuerlich. Ich wundere mich nicht zum ersten Mal, dass hier so wenig passiert. Vielleicht liegt es daran, dass im Gegensatz zu uns in Deutschland hierzulande niemand auf seinem Recht besteht.
Im Hotel angekommen, ist – wen wundert’s noch – erstmal wieder der Strom weg. Also keine Klimaanlage! Das kann ja heute Nacht lustig werden. Der gegen Abend angeworfene Stromgenerator liefert zwar genug Elektrizität für Licht, Ventilatoren und Getränkekühlung (Das Bier bleibt also schön kalt!!). Für die Klimaanlagen in den Zimmern reiche die produzierte Power aber leider nicht aus, entschuldigt sich der Hotelmanager. Was soll’s! Ich richte den Ventilator auf mein Bett aus und lege mich mit einem nassen Handtuch auf dem Bauch danieder. So geht’s dann einigermaßen!
Veloma!
Ihr/Euer
Reinhard Micheel
Dienstag, 27.11.2018
Heute wollen wir uns noch einmal mit einigen Vertretern der Kakao-Kooperative treffen, um noch etwas mehr über deren Probleme und Sorgen zu erfahren. Vorher fahren wir aber noch einmal zum Sambirano und zwar zu der berühmten, von einer einheimischen Architektin entworfenen Bücke bei Ambanya. Was daran so berühmt sein soll, erschließt sich mir leider nicht sofort. Eher schon das mehr als offensichtliche Problem, dass man sie angesichts des sehr lebhaften Verkehrs besser hätte zweispurig bauen sollen. Fahrradritschas, Fahrräder und Fußgänger mögen ja noch bei der einspurigen Brücke aneinander vorbeikommen.
Zebus gehen ungern rückwärts
Anders sieht das bereits aus, wenn sich zwei großrädrige Ochsenkarren, die hier von Zebu-Rindern gezogen werden, auf der Brücke begegnen. Versuch‘ mal einem Zebu-Rind beizubringen, dass es rückwärtsgehen soll. Wir sind doch hier nicht im Zirkus. Okay, alle Ochsenkarrenfahrer kennen natürlich dieses Problem. Bevor sie auf die Brücke fahren, schauen sie lieber fünfmal hin, bevor sie hinterher die Zebu-Dressur-Nummer durchziehen müssen.
Abenteuerlich wird es auch immer, wenn einer dieser total überladenen Überlandtrucks über die Brücke donnert. Dann vibriert das ganze Ding wie die Osttribüne im Ruhrstadion, wenn der VfL Bochum Schalke oder Dortmund 6:0 schlagen sollte. Na, man wird doch noch einmal träumen dürfen. Und das mit dem 6:0 gegen die Jungs aus der „Verbotenen Stadt“ gab’s schon, ist aber leider lange Lichtjahre her.
Mit Bio-Qualität punkten
Zurück zum realen Leben. Wir fahren weiter zum Chef einer lokalen Kakao-Kooperative. Er will mit uns zum Marktplatz der Kakaoaufkäufer gehen. In diesem Jahr sind leider erneut viele seiner Kooperativen-Mitglieder gezwungen, einen Teil ihrer Ernte unfermentiert zu verkaufen. Hier am Ort gibt es eine deutsche Firma, die den Kakaobauern für ihre Bohnen für einen etwas besseren Preis zahlt als die lokalen Aufkäufer. Zudem weiß man bei denen nie, wer eigentlich hinter ihnen steckt.
Mit fermentierten Bohnen ließen sich sicherlich bessere Preise erzielen, aber die wollen die Aufkäufer nicht abnehmen. ULCS hat sich deshalb vorgenommen, verstärkt nach neuen Kunden für die verarbeiteten Bohnen zu suchen. Dabei will sie besonders mit der hohen Qualität der von UCLS- Mitgliedern erzeugen Kakaobohnen punkten. Man hofft natürlich auch auf SIDI, dass sie ihren Fonds für garantierte Abnahmepreise erhöhen. Der Weltmarktpreis für Kakao sei zum Glück die letzten beiden Jahre stabil geblieben, aber vorher über viele Jahre stetig gefallen.
Klimawandel bereitet Probleme
Probleme bereiten den in UCLS zusammengeschlossenen Kooperativen auch der Klimawandel wegen der damit verbundenen Niederschlagsmengen. Im vergangenen Jahr hatte es so viel geregnet, dass viele Pflanzungen über Wochen nicht zur Bearbeitung durch die Bauern zu erreichen waren. Ein weiteres Problem stellt die Infrastruktur dar. Das Straßensystem im Norden des Landes, von dem wir uns selbst ein Bild machen konnten, ist so marode, dass viele kleinere Orte für größere Trucks nicht oder nur äußerst schwierig zu erreichen sind.
Die Regierung verspricht seit Jahren, Geld in den Ausbau der Infrastruktur zu stecken. Aber Pustekuchen, nichts ist geschehen! Die Menschen hier glauben den Regierenden in Tana kein Wort mehr. Die stecken sich doch die internationalen Fördergelder nur in die eigenen Taschen, meint erbost einer der Kakaobauern. Bei ihnen hier im Norden komme doch nichts davon an.
Das könnte eine Überraschung geben
Zurzeit wartet alles gespannt auf die Endergebnisse der Präsidentschaftswahlen, denn die bisherige Auszählung sei wohl recht umstritten, wie wir von den gutinformierten Mitgliedern der Kooperative erfahren. Heute im Laufe des Tages sollen die Ergebnisse bekanntgegeben werden. Das könnte durchaus eine Überraschung geben, meint Charlot. Dann würde eventuell eine Stichwahl im Januar/Februar erforderlich. Was dabei herauskommt, steht in den Sternen! Es sei wie immer alles sehr kompliziert in Madagaskar. Alle 10 Jahre gäbe es eine große Krise, sagt Charlot.
Die zehn Jahre seit der letzten seien gerade um!? Die Madagassen hätten aber keinen Bock mehr auf noch mehr Krisen und vor allen nicht auf neue Unruhen und gewalttätige Auseinandersetzungen. Davon hätten sie in ihrer Geschichte mehr als genug gehabt. Dass wir in Deutschland so wenig davon mitbekommen, was in Madagaskar so alles abgeht, liegt wohl u.a. daran, dass das Land nicht unbedingt im Fokus deutscher Außenpolitik und Wirtschaftsinteressen steht.
Mein persönlicher Schutz-Gecko
Als wir abends ins Hotel zurückkehren, ist natürlich wieder kein Strom da. Also erneut eine Nacht mit nassem Handtuch auf dem Bauch? Wenigstens sind bisher keine Moskitos in meinem Zimmer aufgetaucht, die es auf mich abgesehen haben. Das verdanke ich zum einen großen Teil bestimmt meinem Zimmergenossen, einem großen und bunten Gecko. Der „klebt“ an der Wand über meinem Bett und passt auf mich auf. Andererseits wird er hier bestimmt nicht satt werden, denn das Management hat alle Zimmer so intensiv mit Anti-Mücken-Spray bearbeitet, das ich ständig ein leichtes Kratzen im Hals verspüre, wenn ich mich im Zimmer aufhalte.
Mittwoch, 28.11.2018
Unser Freund Charlot ist ein echtes Phänomen. Zum wiederholten Male hat er bis tief in die Nacht am Rechner gesessen, um die Interviews von gestern vom Madagasy ins Englische zu übersetzen. Und trotz der kurzen Nacht steht er jetzt gutgelaunt und voller Tatendrang am Frühstückstisch und drängt zum Aufbruch. Heute beginnt der allerletzte Teil unserer Reise. Es geht zurück nach Tana, wo wir heute am späten Nachmittag noch ein letztes Interview mit der Chefin des Social Business „Nutri’zaza“ führen werden.
Eine echte Herausforderung stellt bei Afrikareisen immer das ewige Sitzen dar. Man sitzt im Auto, im Schiff, im Flugzeug und dann sofort wieder bei allen Terminen und Einladungen. Für einen Bewegungsmenschen wie Moritz ist das Maß jetzt allmählich voll. Er freut sich schon auf seine ersten Läufe, wenn er wieder zu Hause ist. Aber jetzt müssen wir erst einmal durch eine zweitägige Sitzorgie: Im Auto zum Hafen von Ankify, im Boot übersetzen nach Nosy Be, dort mit dem Taxi quer über die Insel zum Flughafen im Norden, Flug nach Antananarivo, im Auto zum Hotel und weiter zum Interview. Tja, und morgen dann 13 Stunden im Flieger nach Hause! Noch Fragen?
Eher zufällige Begegnungen
Die Überfahrt mit dem Motorboot genieße ich wieder in vollen Zügen. Als wir an den Stränden und Buchten vorbeirasen, bedaure ich es sehr, dass wir in den letzten Tagen keine Zeit gefunden haben, uns auch ein wenig mit den landschaftlichen Schönheiten Madagaskars zu beschäftigen. Auch unsere Kontakte mit der einzigartigen Tierwelt der Insel beschränkten sich auf einige eher zufällige Begegnungen. Von den berühmten Lemuren und Makis habe ich bisher nicht einen gesehen, obwohl ich bei allen Fahrten durch die Wälder die Baumkronen aufmerksam gescannt habe. Man kann halt nicht alles haben.
Dafür durften wir aber viele tolle Menschen treffen und erfahren, was sie so alles unternehmen, um Menschen aus der absoluten Armut zu helfen und sie zu ermutigen und zu unterstützen, durch eigenes sachgerechtes und erfolgversprechendes wirtschaftliches Handeln im Kleinen der Armutsfalle zu entfliehen. Fetten Respekt!
Eine echte Powerfrau
Als wir abends endlich in der Hauptstadt ankommen, haben wir beide eigentlich überhaupt keinen Bock mehr, noch ein Interview mit der Nutri’zaza-Chefin zu führen. Doch das Gespräch mit Mieja Vola Rakotonarivo (Schon wieder so ein Name, den man sich nur schwer merken kann!) entwickelt sich zu einem der Höhepunkte der Madagaskar-Reise. Wir treffen auf eine absolute Powerfrau. Sie zu interviewen macht mir großen Spaß, da sie genau weiß, was sie will und kein Blatt vor den Mund nimmt – auch nicht, wenn es um die politischen Verhältnisse in ihrem Land geht. Die behindern die Arbeit von Nutri’zaza erheblich, sei es verwaltungstechnisch oder steuerlich. Besonders die allgegenwärtige Korruption macht ihr bei der weiteren Expansion des ersten Social Business auf Madagaskar - und einem der ersten in ganz Afrika - ziemlich zu schaffen.
Sie sieht auch keinen Widerspruch darin, mit eigentlich profitorientierten Firmen wie TAF und Chocolatier Robert zu kooperieren. Solange diese in der Zusammenarbeit mit Nutri’zaza auf Profite verzichten und ihr Engagement als wichtige gesellschaftliche Aufgabe in Madagaskar sehen, sei das völlig in Ordnung. Bei der Energie und dem Optimismus, den Mieja ausstrahlt, bin ich fest davon überzeugt, dass sie ihr Social Business weiter nach vorne bringen wird. Damit wird es ihr gelingen, noch vielmehr Kindern eine gesunde Ernährung zu erschwinglichen Preisen – auch und gerade für arme Familien – zu ermöglichen.
Das Interview mit ihr wird bestimmt in einem unserer Videos einen prominenten Platz einnehmen. Wir werden natürlich alle Live-Berichte-Leser/innen rechtzeitig informieren, wann und wo die Videos zur Reise angeschaut bzw. heruntergeladen werden können.
Abschied von unserem Schutzengel
Dann heißt es Abschied nehmen von Charlot, dem guten und zuverlässigen (Schutz-)Engel unserer Reise. Er muss noch heute Abend fast 600 km mit dem Auto wieder Richtung Norden. Dort hat er bereits morgenfrüh um 10:00 Uhr auf einer Konferenz einen Vortrag zu halten. Zum Glück fährt seine Frau mit ihm dorthin, denn allein wäre das nach dem langen Trip heute nicht zu verantworten. Danke Charlot für zehn tolle und erlebnisintensive Tage!
Moritz und ich gönnen uns einen entspannten Abend bei leckerem Essen und dem ein oder anderen Drei-Pferde-Bier. In Gedanken sind wir schon wieder halb zu Hause. Wir besprechen, wie wir das umfangreiche Filmmaterial und die vielen Interviews am besten für die kurzen Videos umsetzen können, organisieren unsere Abholung in Düsseldorf, besorgen noch einige Mitbringsel (natürlich frische Vanille und madagassischen Pfeffer) und ich schreibe noch den letzten Live-Bericht.
Einige persönliche Anmerkungen
Und damit nach einigen kritischen Rückmeldungen zum „Werbeblock“ im letzten Bericht keine weiteren Irritationen bezüglich meines Einsatzes hier auf Madagaskar aufkommen: Ich bin hier nicht im Auftrag der Aktion Canchanabury, meines langjährigen Arbeitgebers bis zu meiner Pensionierung. Mein Auftraggeber im Rahmen (angemeldeter) freiberuflicher Tätigkeit ist Kairos Partner in Lippstadt für das französische Social Business SIDI. Der Auftrag besteht darin, am Beispiel der SIDI-Aktivitäten auf Madagaskar nach Möglichkeiten zu suchen, SIDI im Rahmen einer verstärken europäischen Kooperation in Deutschland bekannter zu machen.
Damit will ich auf keinen Fall – wie von einigen Kritikern befürchtet – in Konkurrenz zur Aktion treten und Spender abwerben. SIDI ist keine spendensammelnde Organisation, sondern ein Social Business, eine mit gemeinnützigen Zielen arbeitende, in Frankreich offiziell anerkannte Firma. Okay, im Verteiler dieser Live-Berichte befinden sich auch einige wenige Spender/innen der Aktion. Diesen traue ich allerdings zu, sehr genau zu unterscheiden, ob sie spenden oder Anteile an einem Social Business erwerben wollen. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich mit meinen derzeitigen Aktivitäten der Aktion auf keinen Fall schaden will. Dafür habe ich einen zu großen Teil meines Lebens in deren Entwicklung gesteckt. Im Gegenteil habe bei dieser Reise sogar einen durchaus interessanten Partner für die Aktion identifiziert. So, gut jetzt!!
An dieser Stelle mache ich für diesmal Schluss. Ich hoffe sehr, ich habe Sie und euch nicht gelangweilt und konnte vielmehr einige neue und interessante Einblicke in dieses so spannende und bei uns fast unbekannte Land Madagaskar und die vielen Aktivitäten von SIDI und seinen Partnern vermitteln. Bis hoffentlich zum nächsten Mal „live“ in Afrika bei meiner dann 60. Reise auf den „Schwarzen Kontinent“.
Veloma (Auf Wiedersehen!) und Massora (Danke!) für das Interesse!
Ihr/euer
Reinhard Micheel
P.S.: Um noch die Frage nach der Pest im Titel der Berichte aufzulösen: Es ging nicht um die Pest aus dem Lied, die man an Bord hatte. Die Insel erlebte im vergangenen Jahr eine schwere Lungenpestepidemie, an der weit über 2.300 Menschen erkrankten und über 200 starben.
Aktien gegen Armut - Vier Videos
In Zusammenarbeit mit dem Kameramann und Filmemacher Moritz Dammann entstanden unter dem Titel „Aktien gegen Armut - Wie SIDI Entwicklung auf Madagaskar fördert ...“ auch vier kurze Videos (je ca. 8 min) zu den Aktivitäten und Projekten von SIDI und seinen lokalen Partnern. Es wurde auch eine Langversion (23 min, 2,3 GB) produziert, die wir Ihnen auf Anfrage gerne zur Verfügung stellen.
· Episode 1: Gesunde Ernährung, aber nicht umsonst – Social Business mit Nutri‘zaza
· Episode 2: Selbstständigkeit und Expansion – Mikrofinanzierung für Kleinunternehmer von SIPEM
· Episode 3: Motivation und Starthilfe – Mikrokredite von VAHATRA
· Episode 4: Faire Preise und höchste Qualität – Die Kakao-Bauern von UCLS
Informationen von SIDI anläßlich der Jahreshauptversammlung vom 05.06.2019.
Disclaimer
Wir sind ein Partner von SIDI und engagieren uns dafür, dass diese Organisation als Akteur für solidarische Finanzierung in Deutschland bekannter wird. In diesem Sinne sind die Informationen über SIDI auf unserer Homepage Werbung.
Dazu zählen auch die Beschreibung in Text und Bild von Projekten, die SIDI weltweit finanziert oder anderweitig unterstützt, wie auch die Hinweise auf die Mitgliedschaft bei SIDI, durch die das Eigenkapital für die Aktivitäten aufgebracht wird.
Keinesfalls handelt es sich um vollständige Informationen im Sinne einer Entscheidungsgrundlage für Investitionen in diese Organisation, wie sie Anleger von Produktinformationsblättern oder gar von geprüften Prospekten erwarten können.
Kairos Partner möchten eine Anregung geben, sich bei Interesse mit dem Wirken von SIDI zu beschäftigen. Soweit dies der Fall ist und gegebenenfalls mit Entscheidungen über Geldanlagen bei SIDI einhergehen sollte, verweisen wir alle Interessenten auf die direkten Informationsquellen bei SIDI unter der folgenden Adresse/ Link: http://www.sidi.fr/?lang=en (Quelle in englischer Sprache)